
Besonderes
Die Flagge des US-Bundesstaates Oregon wurde im Jahr 1925 eingeführt. Ungewöhnlich ist das unterschiedliche Sujets auf der Vorder- und der Rückseite. Einmal zeigt sie das Staatssiegel von Oregon mit 33 kleinen Sternen, einem Schriftzug und dem Beitrittsjahr zum Bundesstaat. Auf der anderen Seite ist ein Biber abgebildet, welcher die ursprünglich vorherrschende Forstwirtschaft symbolisiert. Der Spitzname «Biber Staat» geht auf den Biber als Baumfäller zurück. Die vielfältige Landschaft in Oregon lässt sich mit der in Washington State vergleichen. An der Pazifikküste und der Gebirgskette, der «Oregon Coast Range», gibt es viel Wald und Seen. Der Osten hinter dem Kaskadengebirge fällt allerdings noch trockener und vegetationsärmer, mit heissen Sommern und kalten Wintern, aus. Hauptstadt ist Salem, die ehemalige «Kirschenstadt»(ca. 180‚000 Einwohner). Noch grösser und wirtschaftlich bedeutender ist allerdings Portland (über 650‚000 Einwohner). Auch hier leben die meisten Menschen im westlichen Teil des Staates. Die Bevölkerungsdichte ist um einiges kleiner wie im nördlichen Washington State.
James Cook entdeckte 1778 die Küste Oregons auf der Suche nach der Nordwestpassage. Im Jahre 1805 reiste erstmals eine Expedition unter Lewis und Clark auf Anweisung von Thomas Jefferson über Land nach Oregon an den Columbia River. Diese Namen finden sich heute immer wieder an historischen Orten an der Küste. Der Staat Oregon wurde 1859 in den Bundesstaat aufgenommen. Der Beitritt verzögerte sich allerdings durch heftige Debatten um die Zulässigkeit der besonderen Staatsverfassung. Oregon schloss darin nämlich als einziger Staat einerseits die Sklaverei aus, beschloss aber andererseits ein Niederlassungsverbot für freie «Schwarze». Faktisch bedeutet dies, dass in Oregon lange Zeit keine Menschen mit einer dunklen Hautfarbe erwünscht waren. Nicht viel besser erging es wohl den hier lebenden First Nation, welche oft vertrieben umgesiedelt und deportiert wurden. Interessant wäre es sicherlich zu erfahren, wie die amerikanische Geschichtsschreibung sich dieser Thematik annimmt.
Atemberaubende Küstenlandschaft



Käse in Tillamook
Mittwoch der 24. September 2025. Bei sonnigem Herbstwetter überqueren wir die imposante Brücke über die Bucht des Columbia River. Wir sind im Bundesstaat Oregon angekommen und halten in der kleinen Hafenstadt Astoria. In einem Kentucky Fried Chicken (KFC) stärken wir uns typisch amerikanisch bei einem Mittagessen für die weiterfahrt. Entlang des Highway 101, der hier auch «Scenic Bayway» genannt wird, fahren wir südwärts der Küste von Oregon entlang. Eine neue atemberaubende Küstenlandschaft tut sich uns auf. Plattentektonische Kräfte haben an der Küste eine Gebirgskette vulkanischen Ursprungs geschaffen. Die heute stark erodierten Vulkane bilden zahlreiche Vorsprünge und Kaps entlang der Küste. Lange Sandstände stehen im Wechsel mit Gebirgszügen und einzelnen Felsen direkt am oder im Meer. Im Hintergrund sehen wir die stark bewaldete, bis zu 1249 Meter hohe Gebirgskette der Oregon Coast Range. Es ist eine phantastische Kulisse die wir Binnenschweizer so noch nie gesehen haben.
Unser heutiges Ziel ist die Stadt Tillamook. Dort haben wir uns für eine Übernachtung auf dem Gelände einer Käserei angemeldet. Bei der Einfahrt in die Stadt sehen wir schon eine grosse moderne Milchfabrikation mit Parkplatz und vielen Besuchern. Bei der Nachfrage am Empfang erfährt Sabine, dass wir hier falsch sind. Dieser Betrieb produziert Cheddar Käse in allen Varianten weit über die Region hinaus. Unser Ziel, die «Blue Heron French Cheese Company» liegt rund 2 Meilen weiter und ist einiges kleiner. Diese produziert in viel kleinerem Masse einen exquisiten Brie Käse. Mittlerweile haben sie Ihr Angebot aber um eine vielfältige Auswahl an Wein, Bier, Geschenke und Lebensmittel in ihrem Feinkostladen erweitert. Reisende wie wir können hier entspannt einen Wein verkosten, am Morgen ein Frühstück im Restaurant geniessen, das Gelände mit Streichelzoo und Museum besuchen oder den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen. Der Parkplatz für Wohnmobile ist gross und zur Nachtzeit auch gut gefüllt.
Blue Heron French Cheese Company



Auf zum Cape Perpetua
Am Donnerstagmorgen liegt dicker Tau auf den Wiesen und Nebel in der Luft. Im Schein der Sonne verfliegt dieser aber in kurzer Zeit. Der Herbst mit ihrem Farbenspiel ist auch in den Blättern der Bäume sichtbar. Ein wunderschöner Tag um auf reisen zu gehen. Gleich nach der Tillamook Bay liegt nach kurzer Fahrt das Cape Meares. Dort verweilen wir bei einem Spaziergang durch den Wald und betrachten uns den Leuchtturm an der Klippe, den bizarren «Octopus Tree» und den riesigen, 44 Meter hohen «Big Spruce». Weiter geht die Fahrt südwärts rund 111 Meilen auf dem Highway 101. Im Landesinnern kommen wir an Feldern, Wiesen und Wäldern vorbei bevor es nach Oreton und Neskowin wieder an die Küste mit den langen Sandstränden und den bizarren Felsformationen geht. Noch einmal fahren wir kurz über Land bevor wir bei Lincoln City definitiv dem Küstenverlauf folgen. Natürlich halten wir immer wieder auf unserem Weg um die einmalige Landschaft zu geniessen. Wir fahren vorbei an Newport und dem sehenswerten Oregon Coast Aquarium. Unfassbare kilometerlange Sandstrände begleiten uns. Die Wellen schäumen das Wasser auf und im Hintergrund erahnen wir den nebulösen Horizont des Pazifik. Bei Yachats verändert sich dann die Küste. Schroffe vulkanische Felsen ergiessen sich ins Meer. Die Wellen peitschen an die Klippen und Gischt entsteht.
Am Cape Perpetua finden wir auf einem kleinen Parkplatz an der Strasse neben drei weiteren Campern einen Übernachtungsplatz. Das Gebiet gehört zum National Forest der Vereinigten Staaten. Gut ausgebaute Spazierwege führen zu eindrucksvollen Küstenformationen wie etwa Thor’s Well», «Spouting Horn» oder «Devil’s Churn». Die Namen der Orte symbolisieren wohl wie Wild die Küste hier sein kann. In der Anhöhe im Wald steht ein Besucherzentrum mit einer Ausstellung zum früheren Walfang in der Region. Von hier aus führen auch Trails (Wanderwege) entlang der Küste, durch die Wälder und in die Berge. In der grossen Depression der 1930er Jahre arbeiteten und lebten hier im Cape Creek Camp über 200 «CCC-Boys» im alter von 17-21 Jahren. Das «backs to works» Arbeits-Programm des damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt sollte jungen alleinstehenden Amerikanern zurück in die Arbeit helfen und dabei ihre Familien unterstützen. Zudem soll es manchem den späteren Übergang zum Militärdienst erleichtert haben. Wir geniessen eine ruhige Nacht direkt am Meer beim Klang der Brandung.
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Wochenende in Port Orford
Für das Wochenende wollen wir gerne etwas länger an einem Ort verweilen. So haben wir uns für die Kleinstadt Port Orford entschieden. Dazu fahren wir am Freitag 26. September bei sonnigem Wetter auf dem Highway 101 weiter nach Süden. Teilweise führt die Strasse direkt am Meer und dem Sandstrand entlang. Ab der Stadt Florence bis nach Coos Bay erfahren wir ein besonderes Highlight. Die «Oregon Dunes National Recreation Area» umfasst ein 50 km langes Sanddünen Gebiet auf einer Fläche von 130 km². Die höchste Erhebung misst dabei rund 150 Meter. Ein Teil der Dünen stehen unter Naturschutz und bieten Heimat für über 400 Tierarten, darunter viele Singvögel. Ein anderer Teil, vor allem im Süden, ist für den Tourismus frei gegeben. Ein solch beeindruckendes Naturschauspiel haben wir in Oregon nicht erwartet. Wir geniessen es bei einem Spaziergang entlang der Dünen und einem Picknick auf einer Erhebung. Andere flitzen derweilen mit ihren Sand-Buggies durch die Dünen. Das ist übrigens sehr beliebt bei einheimischen und Touristen. Die Buggies kann man an viel Orten mieten oder sich in einem Gefährt chauffieren lassen.
Ab Coos Bay verläuft der Highway 101 mehr im Landesinnern. Es gibt hier nicht mehr so viel zu bestaunen. Wir machen fahrt und erreichen nach rund 120 Meilen (202 Kilometer) unser Tagesziel. Die Kleinstadt Port Orford zählt knapp 1’200 Einwohner. Die Stadt wurde 1856, nach der Vertreibung der First Nations, gegründet und gilt als älteste Stadtgründung an der Küste Oregons. Auf einer Anhöhe am Hafen mit Meerblick stellen wir unser Wiwomo auf den einzigen dafür vorgesehen Übernachtungsplatz. Und schon haben wir ein Haus mit Terrasse am Meer – ist das nicht wundervoll. Im Ort gibt es eine Library (öffentliche Bibliothek). Hier können wir auf das Internet zugreifen, unsere Reiseroute planen und uns informieren. Ein Telefonnetz ist nämlich in den USA nicht überall verfügbar und ein freies WiFi-Signal ebenso. Das war in Kanada definitiv etwas einfacher. Nebenan im Lebensmittelgeschäft organisieren wir uns etwas zu Essen. In der Nähe unseres Standplatzes finden wir zudem ein gutes «Fish an Chips» Restaurant. Waldbrände wüten auch in Amerika was wir an einem windigen Abend am Geruch und den Rauchwolken am Himmel bemerken. Das Feuer ist noch weit entfernt, der Rauch verzieht sich und wir verbringen das Wochenende bis Montag 29. September hier an diesem beschaulichen Ort.
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Auf nach Kalifornien
Nur noch etwa 100 Kilometer trennen uns von Kalifornien. Oregon war anders als erwartet, unerwartet schön mit ihrer einmaligen Küste. Diese Haupttraktion haben wir reichlich genossen. Da sind viele Eindrücke welche wir in der kurzen Zeit kaum verarbeiten können. In den vergangenen 6 Tagen haben wir die Küste Oregons auf dem Highway 101 auf 592 Kilometern durchfahren. Es wird kühler hier in Oregon, der Winter mit viel Regen und Schnee steht vor der Tür. So drängt es uns in dieser Jahreszeit weiter in den Süden. Also – auf nach Kalifornien.
Vieles haben wir gesehen, einiges haben wir verpasst. Die Stadt Portland mit ihrer unkonventionellen Avantgarde-Kultur zum Beispiel, doch diese ist schwierig mit Wohnmobil und Hund zu besuchen. Aber auch an der Küste kann man mit dem Wohnmobil und mit Hund nicht einfach überall frei stehen oder spazieren. Die offiziellen Campingplätze bieten dagegen oft wenig für sehr viel Dollar, was unser Budget übersteigt. Anderes hätten wir vielleicht noch Angeschaut, wie etwa eine Reise dem Columbia River entlang, den Silver Falls State Park oder den Crater Lake im Landesinnern.