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Oldtimer Ford Pickup so was süsses

01.11_Canada – 11. Etappe – Provinz British Columbia – Erster Teil

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Zum Horshoe Lake

Es ist Montag der 7. Juli 2025 als wir die Grenze zu British Columbia, unsere letzte Provinz auf unserer Kanada Reise, überqueren. Wir fahren die Südroute auf dem Crowsnest Highway Nr. 3, in einem engen Tal, mitten durch eine eindrucksvolle Bergkulisse. In Fernie, einer der ältesten Ansiedlungen in der Region, halten wir an. Gleich zwei Grossbrände haben die Stadt anfangs 20. Jahrhundert bis auf 35 Häuser beinahe zerstört. Die meisten Häuser werden seitdem, statt mit Holz, mit Stein gebaut. Früher war in der Region der Kohleabbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Heute lebt die wachsende Stadt jedoch mehr vom Tourismus, sowohl im Sommer wie im Winter. Wir «Touri’s» geniessen jedenfalls wieder einmal Kaffee und Donuts im Tim Hortons. Gleich nebenan befindet sich ein «Canadian Tire» wo wir Produkte zur Pflege unseres wiwoms, etwa Holzlack und Kunststoffreiniger, bekommen. Weiter geht die Fahrt in südlicher Richtung bis nach Elko, wo wir dem Highway Nr. 3 bzw. 93 nach Nordwesten folgen. Hier weitet sich das Tal in einer beachtlichen Breite von bis zu 20 Kilometern. Die Vegetation scheint etwas trockener zu werden und der Boden sandiger. Grosse Rinderfarmen säumen die Strasse, hin und wieder ist ein Getreide oder Rapsfeld zu sehen. Bei Fort Steel teilt sich der Highway. Die Nr. 3 führt westwärts, via Hope nach Vancouver an den Pazifik. Die Nr. 93 nordwärts hinauf nach Golden. Das Fort Steel ist eine Art animiertes Freilichtmuseum, welches den Besucher in die Zeit von 1898 zurück versetzt. Hier kann man sich im Planwagen chauffieren lassen, Reiten, den alten Handwerkern zusehen, durch Shops stöbern, Gold waschen, Theater besuchen, Shows ansehen oder sich durch die Stadt führen lassen.

Wir entscheiden uns für die weiterfahrt zu unserem Stellplatz rund 12 Kilometer entfernt. Am Horsehoe Lake darf man bis zu 14 Tage frei Campen. Der idyllisch See, umgeben von Wald, ist sehr beliebt, bietet aber dennoch viel Platz. Wir stellen unser Wiwomo in eine gemütliche Waldlichtung an der Forststrasse. Eine Wäscheleine hängt bereits zwischen den Bäumen und eine etwas unaufgeräumte Feuerstelle mit Brennholz gibt es auch. Ein kanadisch-typisches Plumpsklo steht ebenfalls in der Nähe im Wald. Der See ist angenehm temperiert und das sonnige, warme Wetter lädt zum Baden ein. Viele Libellen, kleine blaue und grosse, schwarz-weiss gestreifte, säumen den Uferbereich. Jede menge Grashüpfer bewegen sich im Gras und queren unseren Weg. Mücken sucht man hier vergebens, was uns natürlich besonders freut. So können wir Tagsüber auch mal getrost die Türe des Wohnmobils offen lassen und durchlüften. Das wiederum gefällt Kiara, die so ungehindert ein und ausgehen kann. Der See gehört zu einem ökologischen Erholungsgebiet (Recreations Site) wie es doch einige in British Columbia gibt. Ökologisch meint in diesem Fall, ein Platz für Alle, Menschen, Pflanzen, Tiere, Natur und Landwirtschaft. Am ersten Tag haben wir von weitem Kühe rufen gehört. Nun sind sie schon näher gekommen, laufen mit ihren Kälbern an unserem Wiwomo vorbei und Grasen die nächsten Tage und Nächte gemütlich um den See herum. Als Roger wieder einmal mit Kiara in den nahen Bergen unterwegs ist, lässt sich gleich ein grosser Stier neben unserem Zuhause nieder. Sabine fühlt sich im Wohnmobil aber sicher und kann sogar einige Fotos schiessen.

Horseshoe Lake, Stier

Horseshoe Lake
Horseshoe Lake
Einfach idyllisch
Einfach idyllisch
Ein Bad im See
Ein Bad im See
Natur pur
Natur pur
Ohh, was ist das ?
Ohh, was ist das ?
Netter Besucher vor der Tür
Netter Besucher vor der Tür

Wochenende am Lake Enid

 Schön war es am Horseshoe Lake, doch einmal gehen die Vorräte aus, einmal müssen wir weiterziehen. In Invermere, rund 130 Kilometer nördlich, gibt es Einkaufsläden und in der nähe eine weitere Recreations Site. So fahren wir am Freitag den 11. Juli zum Lake Enid und verbringen dort das Wochenende. Die Anfahrt von Invermer zum See, auf der rund 10 Kilometer langen Kiesstrasse (Gravel Road), ist etwas holperig, teilweise etwas eng und dauert darum etwas länger. Auch dieser See ist bei Tagesgästen und Campern sehr beliebt. Es gibt zwar viele lauschige Stellplätze rund um den See, aber diese sind mit unserem Fahrzeug (zu hoch und zu breit) kaum zu erreichen. Direkt an der Hauptzufahrt, auf einer kleinen Anhöhe, direkt am See, werden wir jedoch fündig. Dort steht zwar bereits ein anderer Wohnwagen, aber rechts davon neben einer Durchfahrt gibt’s noch einen Platz mit Feuerstelle. Kaum sind wir eingerichtet kommen unsere Nachbarn mit ihrem für Kanada so typischen Pickup und einem Quad angefahren. Offensichtlich haben sie ihren Wohnwagen für den Sommer am See abgestellt und verbringen das Wochenende hier. Sabine fragt anstandshalber nach ob es okay ist, wenn wir hier stehen. Freundlich wie Kanadier eben sind, bekommen wir die Antwort und dürfen stehen bleiben, auch wenn es ihnen doch nicht so ganz passt. Die Nachbarn bekommen mehrfach Besuch und feiern mit ihren Gästen das Wochenende. Der Platz für die grossen Autos wird da doch etwas knapp und prompt wird die Durchfahrt blockiert. Wir wissen ja nicht ob der Platz wirklich ihnen gehört. Nach einer Reklamation von anderen Wege-Nutzern, wird jedenfalls das Hinweisschild «Durchfahrt freihalten» kurzerhand entfernt. Für uns ist es sehr Interessant zu erfahren wie einige Kanadier ihr Wochenende leben. Die Nacht war jedenfalls ruhig.

Der Lake Enid Recreation Site ist im Nachhinein gesehen nicht so gemütlich wie der Lake Horsehoe. Hier gibt es viele aggressive Mücken. Deren Stiche haben uns noch Tage danach beschäftigt. Das Wetter am Wochenende war auch nicht mehr so Sonnig, was unseren Eindruck wohl noch verstärkt hat. Es gibt aber einen schönen Rundweg um den See, den Roger und Kiara zweimal umrundet haben. Auch andere interessante Wege kann man hier beschreiten und etwa zu anderen Seen gelangen. Die Wege sind jedoch nicht bezeichnet und eine detaillierte Karte hat uns gefehlt. Schnell hat man sich da verlaufen. Zu lange an einem Ort verweilen und die schöne Gegend geniessen, sollte man dabei allerdings nicht, um nicht zu viele Mückenstiche zu riskieren. Der grosse Spass für Kanadier scheint es zu sein, hier mit dem Motorrad durch die Wälder zu düsen. Viele haben ihre Enduro auf dem Pickup geladen und überall im Wald findet man deren Spuren. Am Sonntagabend, unsere lieben Nachbarn sind wieder abgereist, bekommen wir einen seltenen Besuch. Ein Mann aus Pennsylvania in einem Oldtimer Ford Pickup mit passendem Wohnanhänger in Petrolgrün sucht einen Stellplatz für die Nacht. Lange sei er unterwegs, viele Orte um die Nacht zu verbringen habe er vergebens angefahren, erzählt er. Da gesellt er sich gerne mit seinem Fahrzeug zu uns. Sabine erhält zudem viele Tipps für die Reise in den USA. Da soll alles viel besser sein, nun ja, wir werden es sehen.

Lake Enid, Oldtimer Ford Pickup

Lake Enid, See und Berge
Lake Enid, See und Berge
Für einmal nicht alleine
Für einmal nicht alleine
Oldtimer Ford Pickup so was süsses
Oldtimer Ford Pickup so was süsses

Über Golden zu den Wapta Falls

Am Montagmorgen 11. Juli fahren wir weiter, über die Gravel Road nach Invermere zurück und auf dem Highway Nr. 93 nach Norden. Bei Radium Hot Springs verzweigt sich die Strasse. Die Nr. 93 führt über die Berge in den Kootenay Nationalpark um dann zwischen Banff und Lake Louis auf den Transcanada Highway Nr. 1 zu treffen. Gewiss eine interessante Route um nach Banff zu kommen, die wir auch ins Auge gefasst haben. Wir bleiben jedoch im Tal und folgen dem Highway Nr. 95 zur Kleinstadt Golden. Das Tal ist hier deutlich enger geworden und die hohen Berge sind nun näher gerückt. Golden, am Zusammenfluss von Columbia River und Kicking Horse River, ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt von Strasse und Bahn. Hier treffen wir ebenfalls auf den Transcanada Highway Nr. 1 der via Yoho Nationalpark nach Lake Louis und Banff führt. Sehenswürdig ist die längste frei gespannte Holz-Fachwerkbrücke in Kanada. Die Fussgängerbrücke aus Douglasienholz ist 46 Meter lang und ein kanadisches Symbol für Zusammenarbeit. Im Jahr 2001 kamen über 100 Mitglieder der Timber Framers Guild aus den USA, Europa und ganz Kanada, um beim Aufrichten der Brücke zu helfen. Es ist Zeit für eine Pause. Diesmal gönnen wir uns ein leckeres Hähnchen-Menü im KFC (Kentucky Fried Chicken) – gut und günstig. Frisch gestärkt nehmen wir den Rest des Weges unter die Räder.

Nach rund 26 Kilometern erreichen wir, auf dem Transcanada Highway in Richtung Banff, die «Wild Water Adventures River Base». Wir haben uns nicht für eine Wildwasserfahrt mit dem Schlauchboot auf dem Fluss angemeldet, schauen aber gerne zu. Über eine breite Gravel Road Forststrasse, übersät mit Schlaglöchern, erreichen wir nach weiteren 10 Kilometern unseren Schlafplatz für zwei Nächte. Es gibt nur drei Stellplätze aber alle sind frei als wir gegen 15 Uhr ankommen. Wir haben also Glück und stellen uns auf den besten Platz mit einer traumhaften Aussicht auf den rund 500 Meter entfernten Wapta Wasserfall. Der Wasserfall ist etwa 18 Meter hoch und über 100 Meter breit. Am Tag kommen immer wieder Leute mit «normalen» Autos hierher um den Wasserfall zu sehen. Viele denken Sie könnten von hier aus direkt zu diesem Fahren und fragen nach dem Weg. Auch Roger muss gelegentlich mit seinem «Busch-englisch» erklären das dies der «Wrong Way», also der falsche Weg ist. Auf der anderen Seite des Highways gibt es einen Parkplatz, von wo aus man zu Fuss in rund 40 Minuten zum Fuss des Wasserfalls gelangt. Anscheinend kursiert im Internet eine Information die hierher führt und bestimmte Volksgruppen die Schlaglochpiste befahren lässt. Wir haben noch sie so viele Inder auf einmal gesehen. Am Abend und in der Nacht wird es aber ruhig und wir schlafen gut beim Donnern des Wasserfalls.

Am 16. Juli besuchen wir das Visitercenter des Yoho Nationalparks bei Field. Es bietet eine sehr interessante Ausstellung zu den archäologischen Funden aus der Gegend. Die gefundenen Fossilien von Meerestieren wurden auf über 500 Millionen Jahre zurückdatiert. Kaum zu fassen, dass hier in den hohen Bergen einmal ein Meeresgrund war. Was wir auf der Weiterfahrt nach Lake Louis, Banff, Canmore und Jasper in der Provinz Alberta erlebt haben, ist im entsprechenden Beitrag aus der Provinz Alberta beschrieben. In diesem Beitrag fahren wir am Dienstag 22. Juli, in rund 220 Kilometer nordwestlicher Luftlinie am Yellowhead Pass weiter.

Wild Water Adventures River Base», Wapta Wasserfall

Wildwasserfahrt mit dem Schlauchboot
Wildwasserfahrt mit dem Schlauchboot
Was für ein schöner Ausblick
Was für ein schöner Ausblick
Wapta Wasserfall 18 m hoch, 100 m breit
Wapta Wasserfall 18 m hoch, 100 m breit

Vorbei am Mount Robson ins Tal des Fraser River

Der Yellowhead Pass liegt an der Grenze zu den beiden Provinzen Alberta und British Columbia, rund 25 Kilometer von Jasper entfernt. Er ist nach dem Trapper und Métis Pierre Bostonais mit dem Spitznamen «Tête Jaune» benannt. Die Passhöhe liegt auf 1’131 Metern und der Anstieg ist beidseitig relativ gleichmässig und moderat. Weil es hier so schön ist, begehen Roger und Kiara den kleinen halbstündigen Trail entlang des Portal Lake und zurück durch den Wald. Nicht weit entfernt liegt der grössere Yellowhead Lake. Dazu gibt es noch eine interessante Geschichte: Im Jahr 1913 baute hier die Eisenbahn einen Bahnhof und nannte ihn «Lucerne» nach dem gleichnamigen Ort in der Schweiz. Zeitweise lebten hier bis zu 300 Menschen. Später wurde der Eisenbahnknotenpunkt nach Jasper verlegt und der Bahnhof abgerissen. Die Leute sind mittlerweile abgewandert und nur der Name erinnert noch an Lucerne. Wir verlassen den Ort, fahren weiter auf dem Yellowhead Highway Nr. 16 in nordwestlicher Richtung, vorbei am noch grösseren Moose Lake und halten nach 60 Kilometern am Mount Robsen Welcome Center (853 m ü. M.). Hier erleben wir einen imposanten Anblick auf den grössten Berg der kanadischen Rocky Mountains (3’954 m ü. M). Der Mount Robson scheint so nahe und ist doch so weit entfernt, mit dem schneebedeckten Gipfel der über 3’100 Meter über Grund ragt. Im kleinen Museum erfahren wir die Geschichte der Bergsteigerei in der Region. Mit einfachster Kleidung, Nagelschuhen, Pickeln und Hanfseilen sind sie früher auch hier auf den Berg geklettert.

Bei Tête Jaune Cache im Tal des Fraser River fahren wir zunächst in südlicher Richtung zum nächsten Ort Valemount. Hier finden wir die letzte Shell Tankstelle mit V-Power Diesel auf unserer Reise vor Vancouver (bester Diesel). Wir haben nämlich festgestellt, dass es doch erhebliche Unterschiede in der Dieselqualität der verschiedenen Marken gibt. Shell werden wir nicht mehr tanken (tiefe Cetanwerte, geringere Zündwilligkeit, schlechtes Motor-Startverhalten). Wir haben beide Tanks gefüllt und mittels Sperrhahn getrennt. Beim nächsten Tankstopp werden wir dann nur einen Tank bei Petro Canada befüllen. Mal sehen ob jener Diesel besser ist. Da es im Ort einen Tim Hortons gibt, machen wir hier gleich eine Kaffeepause. Nach 256 Tageskilometern, weiter in nordwestlicher Richtung, dem Fraser River folgend, erreichen wir unseren Übernachtungsplatz am Lasalle Lakes (West) Recreation Sites. Eine etwas versteckte Einfahrt mit einer kurzen aber steilen Strasse führt uns zum kostenfreien, einfachen aber sehr gepflegten Campground. Wir finden einen sonnigen Stellplatz nahe des kleinen Sees mit Sitzbank und Feuerstelle. Gleich zwei Tage und Nächte verbringen wir an diesem schönen und ruhigen Ort. Am Lagerfeuer geniessen wir unsere letzten «Schweizer Cervelats» welche wir Tage zuvor in Canmore eingekauft haben – Mmmh, welch ein Genuss.

Lucerne, Mount Robsen, Lasalle Lakes, Schweizer Cervelat

Luzern, Kanada entstand 1913 durch die Bahngesellschaft
Luzern, Kanada entstand 1913 durch die Bahngesellschaft
Hauptstrasse Luzern 1919
Hauptstrasse Luzern 1919
Dorf Luzern 1919
Dorf Luzern 1919
Mount Robson Park mit kanadische Bergziege
Mount Robson Park mit kanadische Bergziege
Lasalle Lakes
Lasalle Lakes
Mhhh, so fein Schwizer Cervelat
Mhhh, so fein Schwizer Cervelat
Mount Robson 3'954 m ü. M
Mount Robson 3'954 m ü. M

Ins Hochplateau nach Prince George

 Mittlerweile ist es Donnerstag geworden und wir verlassen den schönen Campground am See. Wir fahren weiter nordwestwärts auf dem Yellowhead Highway Nr. 16. Nach rund 50 Kilometern halten wir beim «Ancient Forest/Chun T’oh Whudujut Provincial Park» an. Ein phantastischer Rundgang von einer Stunde führt uns durch einen nahezu märchenhaften Regenwald, mit Mosen, Flechten, Farnen und dazu voller riesiger «Western Red Cedar» Bäumen. Nach diesem wunderbaren Spaziergang fahren wir weiter westwärts. Das enge Tal des Fraser River mit seinen feuchten Wäldern weitet sich bald und wir fahren in eine weite, ausgedehnte, teils trockene und hügelige Hochebene, unterteilt durch Flüsse und Seen, dem Interior Plateau. Das Plateau umgeben von hohen Bergen weitet sich bis zu maximal 900 Kilometern aus. Tagsüber können hier die Temperaturen im Sommer schon mal die 40°C erreichen, in der Nacht und bei klarem Himmel aber wiederum auch frostig werden. Das Land ist gezeichnet von der intensiven Forst- und Landwirtschaft. 172 Tageskilometer fahren wir heute, bis nach Prince George, der grössten Stadt im dünn besiedelten Norden der Provinz, mit rund 85000 Einwohnern. Der ehemalige Pelzhandelsposten der North West Company wuchs mit dem Bau der Eisenbahn beachtlich an und ist heute ein Zentrum der holzverarbeitenden Industrie. Kein Wunder also, werden wir in den nächsten Tagen immer wieder grossen Holztransportern auf unserem Weg begegnen. In der Stadt ist es natürlich nicht mehr so ruhig und naturnah. Dafür gibt es hier aber Annehmlichkeiten, wie etwa die eines Real Canadian Superstor, wo wir unseren Wocheneinkauf tätigen.

Übernachten können wir kostenfrei auf dem grossen Parkplatz des «Treasure Cove Casino and Bingo» mitten in der Stadt. Vor dem Vergnügen mit einem abendlichen Bier im Casino kommt aber zuerst die Arbeit. Die Strassen in Kanada haben unseren Reifen doch etwas zugesetzt. An der Hinterachse ist das Profil noch absolut in Ordnung. Auf der Vorderachse haben sich die Reifen aber doch arg und dazu noch sehr unregelmässig abgefahren. Vor allem der Reifen auf der Beifahrerseite sieht nicht nur misslich aus, sondern macht auch viel Lärm beim Fahren. Die Profiltiefe bemisst sich mittlerweile von 2 – 10 mm. Haben etwa grosse Schlaglöcher oder mehrere Zentimeter versetzte Brückenübergänge bei schneller Fahrt zu der Reifenverformung geführt? Wir wissen es nicht, aber sicherheitshalber wechseln wir den vorderen rechten Reifen und ersetzen ihn durch das Reserverad. Das geht überraschend schnell und gut. Wir haben ein Rollbrett dabei, auf das wir das über 55 kg schwere Rad laden können. Der hydraulische Stempelwagenheber lässt sich fein verstellen und gut ansetzen. Die Radmuttern kann Roger mit dem Bordwerkzeug und etwas Kraft (nichts für Sabine) einfach lösen und auch wieder sicher anziehen. Danach wird das defekte Rad und das Werkzeug wieder verräumt, bevor es in den wohlverdienten Feierabend geht. Zur Beruhigung; das Rad hält und macht kaum noch Lärm und das linke Vorderrad sollte noch bis Vancouver durchhalten. Dort wollen wir in einer Werkstatt zwei neue Vorderreifen besorgen.

Ancient Forest/Chun T’oh Whudujut Provincial Park, Western Red Ceda, Prince George, Holztransporter, Reifen wechseln

Ancient Forest/Chun T’oh Whudujut Provincial Park
Ancient Forest/Chun T’oh Whudujut Provincial Park
Western Red Cedar Bäume
Western Red Cedar Bäume
Der grosse Lebensbaum
Der grosse Lebensbaum
Aus solchem Holz stammt die Fassade unseres Wiwomo
Aus solchem Holz stammt die Fassade unseres Wiwomo
Mal in den Himmel schauen
Mal in den Himmel schauen
Was für ein Baum
Was für ein Baum
Prince George 85'000 Einwohner
Prince George 85'000 Einwohner
Holztransport
Holztransport
Holztransport
Holztransport
Kanadische Strassen sind schlecht für unsere Reifen
Kanadische Strassen sind schlecht für unsere Reifen
Wechseln ist angesagt
Wechseln ist angesagt

Ein Wochenende am Fraser Lake

Die Möglichkeit eine oder manchmal auch mehrere Nächte auf dem Parkplatz eines Casinos zu schlafen ist im Grunde sehr praktisch. Ein ganzes Wochenende verbringen wir aber lieber, soweit es geht, an einem idyllischeren Ort. So fahren wir am Freitag weiter auf dem Yellowhead Highway Nr. 16 in westlicher Richtung. Die Fahrt durch die Hochebene führt uns über Hügel und Senken, vorbei an Flüssen und Seen, an Wiesen und Feldern, aber auch an dichten Nadelwäldern und Rodungsflächen. Immer wieder fahren grosse Truck’s mit gleich zwei Hängern Kurzholz an uns vorbei. Die Strasse ist in gutem Zustand und so kommen wir schnell voran. Dennoch scheinen wir für einige Strassenbenutzer zu langsam zu sein, denn wir werden immer wieder überholt (trotz Höchstgeschwindigkeit, unübersichtlicher Kurve oder doppelter Sicherheitslinie), da heisst es Aufpassen und die Seitenspiegel beachten. Interessante Orte auf der Strecke liessen sich bei der Reiseplanung nicht finden. Im Ort Vanderhoof, welches sich als geografisches Zentrum von British Columbia bezeichnet, haben wir jedoch einen Tim Hortons gefunden. Da machen wir doch gerne eine Kaffeepause. Frisch gestärkt erreichen wir nach rund 160 Tageskilometern unser Ziel.

Der kleine unscheinbare Ort Fraser Lake am gleichnamigen See hat keine 1’000 Einwohner. Die Leute sind Hauptsächlich in der Holzwirtschaft (Sägewerk) und dem Bergbau (Molybdän-Mine) beschäftigt. Hier gibt es aber einen sehr schön angelegten kostenfreien Campground mit einer traumhaften Lage im White Swan Park direkt am See. Der einzige Wermutstropfen dabei ist die Bahnlinie die gleich nebenan verläuft. Jedes mal, wenn der Zug den Bahnübergang passiert erschallt laut und mehrmals sein Horn – auch Nachts. Der See mit den sanften bewaldeten Hügeln im Hintergrund und der Park selbst gefällt uns aber zu gut. So bleiben wir das ganze Wochenende vom 25. – 28. Juli hier. Ein Schweizer Paar in unserem Alter mit ihrem Bimobil-Pickup-Camper hat sich für eine Nacht auf dem Platz eingefunden. Wir freuen uns, uns mit ihnen auszutauschen und das zudem noch in schweizerdeutsch. Sie waren ganz oben im Norden, an der arktischen Küste und wollen weiter entlang der Panamericana bis Mexiko. Es ist immer wieder Interessant zu erfahren wie andere Reisen und was sie erlebt haben. Über die Tage kommen wir auch mit Kanadiern ins Gespräch und erfahren so immer mehr von diesem Ort und anderen schönen Plätzen. Zur Infrastruktur im White Swan Park gehört eine grosse Feuerstelle die Roger am Sonntag zum Grillen anfeuert. Diesmal leider wieder ohne Schweizer Cervelat.

Fraser Lake

Fraser Lake
Fraser Lake
Da unten stehen wir am Fraser Lake
Da unten stehen wir am Fraser Lake
Schienenarbeiter bei Erbauung der Eisenbahnlinie um 1914
Schienenarbeiter bei Erbauung der Eisenbahnlinie um 1914

Die drei Hazelton's

Wir planen den Yellowhead Highway Nr. 16, durch die Berge der Costal Mountains, bis an die Pazifikküste in Prince Rupert zu fahren. Ziemlich genau dazwischen, in 290 Kilometer Entfernung, liegt Hazelton oder genauer genommen die drei Hazeltons an der Mündung des Bulkley in den Skeena River. Dies ist das traditionelle Stammesgebiet der Gitkan und der Wet’suwt’en. Die First Nations waren nachweislich schon seit mindestens 7’000 Jahren hier. Europäer liessen sich zunächst, durch die Schiffbarkeit des Skeena River mit Dampfbooten und dem Bau einer Telegrafenleitung und später wegen dem Fund von Gold und Silber in der Region nieder. So gab es bald eine regelmässige Dampfbootverbindung der Hudson Bay Company mit Port Essington am Pazifik. Der Goldrausch liess weitere Orte wie etwa «Two Mile», eine Roadhouse Station, entstehen. Mit dem Bau der Eisenbahn wird die Geschichte etwas komplizierter: Kurz gesagt, durch hohe Bodenpreise, Spekulationen und Händel entstanden letztlich die drei konkurrierenden Orte (Old) Hazelton, New Hazelton und South Hazelton in unmittelbarer Nachbarschaft. Das muss wohl ein geschäftiges Treiben mit Massen von Menschen gewesen sein, so ähnlich wie Jack Londons Beschreibungen in seinen Büchern. Zum Ort gibt es einige Erzählungen, etwa von Banküberfällen, Indianeraufstände, Intrigen, Waffengewalt oder ersten Autos – wie im wilden Westen. Vom einstigen Boom jener Zeit, ist heute nicht mehr viel geblieben. Die mittlerweile 14 Siedlungen leben von dem was das Land hergibt und zunehmend vom Tourismus.

Wir fahren über die spektakuläre Hängebrücke bei Hagwilget nach (Old) Hazelton. Dort gibt es einen schönen ruhigen und günstigen Campground gleich neben dem «K’san Hisorical Village and Museum». Ja, wir sind auf Indianerland bei der Gitanmaax Band (Leute die mit Fackellicht fischen) und tauchen ein in ihre Lebensgemeinschaft. Wir dürfen uns den Stellplatz selbst aussuchen und stellen unser Wiwomo in eine ruhige, separierte Waldlichtung. So kann Sabine gleich noch unsere Wäsche waschen und zum Trocknen aufhängen. Die Toiletten und Duschen in unmittelbarer Nähe funktionieren nur Teilweise und wirken ziemlich vernachlässigt. Die gesamte Anlage ist im Grunde schön aufgebaut, wirkt aber wenig gepflegt. Beim Spaziergang durch den kleinen Ortskern finden wir wieder viele schöne Ecken und historische Gegenstände, wie etwa die alten Häuserfassaden, Teile von Dampfschiffen oder Motoren und Generatoren. Der Blick auf den schnell fliessenden Seeka Fluss ist für uns auch sehr imposant. Im kleinen Kaffeeshop mit eigener Rösterei, geniessen wir nach dem Rundgang gerne Kaffee und Kuchen. Die Einheimischen sind freundlich, grüssen und halten gerne einen «Smaltalk» mit uns. Aber irgendwie wirkt alles etwas ärmlich. Es scheint den Menschen hier allgemein an Motivation zu fehlen. Möglichkeiten und Perspektiven, wie etwa ein eigenes College, gäbe es wohl schon.

Hazeltons,, K'san Hisorical Village and Museum, Hängebrücke

Städtchen Hazelton in die Zeit zurück versetzt
Städtchen Hazelton in die Zeit zurück versetzt
Hazeltons Informationszentrum
Hazeltons Informationszentrum
Das Dampfschiff brachte den Goldrausch nach Hazeltons
Das Dampfschiff brachte den Goldrausch nach Hazeltons
Minenarbeiter um 1900 nach Silber und Gold wurde gesucht
Minenarbeiter um 1900 nach Silber und Gold wurde gesucht
John Jacques Caux genannt „Cataline" Pionnier, Stadtgründer von Hazelton
John Jacques Caux genannt „Cataline" Pionnier, Stadtgründer von Hazelton
Holzfäller
Holzfäller
K'san Hisorical Village and Museum
K'san Hisorical Village and Museum
Sabine am Totem Pfahl
Sabine am Totem Pfahl
Roger im Totem Pfahl
Roger im Totem Pfahl
Da geht es tief runter
Da geht es tief runter
Wiwomo auf der Hängebrücke
Wiwomo auf der Hängebrücke

Entlang des Seeka River nach Prince Rupert

 Es ist Mittwoch der 30. Juli. Wir fahren heute 290 Kilometer entlang des Seeka River durch die Berge der Coast Mountains bis zu seiner Mündung in den Pazifik. Die Strasse wird nun zunehmend holpriger mit vielen Bodenwellen, Schlaglöchern und Absätzen. Am Ende des Yellowhead Highway Nr. 16 liegt Prince Rupert. In der Kleinstadt mit rund 12’300 Einwohnern ist jeder dritte indigener Abstammung. In Bezug zu den Niederschlägen erreicht der Ort ebenso Spitzenwerte. Prince Rupert ist aber vor allem Anlegestelle für den Schiffsverkehr mit Gütern und Personen aus Nah und Fern. So führt zum Beispiel die wunderschöne Fährverbindung der Inside Passage nach Island. Die ist uns aber zu teuer und dauert für Kiara zu lange (1’500 CAD / 16 Stunden). In der Stadt finden wir einen Parkplatz, machen einen kurzen Einkauf, sowie einen Rundgang durch den Ort und zum Hafen. Wir haben uns Prince Rupert doch einiges schöner vorgestellt und erinnern uns dabei gerne an Halifax am Atlantik zurück. Dies ist für uns nicht der Ort um länger zu verweilen. Das Wetter soll in den nächsten Tagen zudem viel Regen bringen. Ausflüge in die wunderschöne Natur sind also nur bedingt Möglich. Auf dem ruhigen Parkplatz des Butze Rapid Trails verbringen wir mit anderen Campern die Nacht. Roger und Kiara können es natürlich nicht lassen am Donnerstagmorgen den rund einstündigen Weg durch den Regenwald zu laufen und als sie zu Sabine zurückkommen strahlen beide über das ganze Gesicht – die Sonne geht auf.

Wir blicken zurück: Die Fahrt nach Prince Rupert am Pazifik durch die Coast Mountains war durchaus ein Erlebnis, wenn auch anspruchsvoll für Rahmen, Stossdämpfer und Federn des Fahrzeuges. Die Fahrt zurück wird es sicherlich ebenso. Wir haben den Nordamerikanischen Kontinent durchquert – ja, wir haben Kanada, von Ost nach West, von Halifax bis Prince Rupert, vom Atlantik bis zum Pazifik durchfahren. Wir sind am 14. April bei Schnee und Eis mit unserem Wiwomo in Halifax gestartet. Am 30. Juli, nach 108 Tagen und 10’161 Kilometern, sind wir in Prince Rupert bei leichtem Regen und sommerlichen Temperaturen angekommen. Dabei haben wir keine schwerwiegenden Zwischenfälle, Krankheiten oder Unfälle erlitten. Der Sturz von Roger auf Rücken und Ellbogen, in Saskatoon beim Fensterputzen, verlief glimpflich. Sabine brauchte dazu nur zwei Stiche mit Nadel und Faden, etwas Whisky zum desinfizieren und die Wunde am Ellbogen war geflickt – alles wieder heil. Der Wohnkoffer wurde zwar oft durchgeschüttelt, der Boden knarzt an manchen stellen, ein Glas ging zu Bruch, die Waschmaschine hat sich mehrmals verschoben – nichts, was man nicht richten könnte. Das Fahrzeug läuft und säuft nicht mehr Diesel als es soll. Mittlerweile wissen wir auch welcher Diesel dem Motor gut tut. Der Fuso Canter braucht nur etwas Pflege und neue Reifen – in Vancouver kommt das Fahrzeug in die Werkstatt.

Prince Rupert, 108 Tagen und 10'161 Kilometern

An der Westküste in Prince Rupert angekommen
An der Westküste in Prince Rupert angekommen
Hafen Prince Rupert
Hafen Prince Rupert
Hafen Prince Rupert
Hafen Prince Rupert

Rückblick, Seltenes, Eigenartiges, 108 Tage und 10'161 Kilometer

Der typische Schulbus
Der typische Schulbus
Süss, oder ?
Süss, oder ?
Einkaufen kann gefährlich sein
Einkaufen kann gefährlich sein
Da dürfen wir nicht weiter fahren
Da dürfen wir nicht weiter fahren
Zu schnell fahren lohnt sich nicht = Busse
Zu schnell fahren lohnt sich nicht = Busse
Die Strasse ist für alle da
Die Strasse ist für alle da
Abfalleimer, Bärensicher erbaut
Abfalleimer, Bärensicher erbaut
Mit entsprechender Anleitung
Mit entsprechender Anleitung
Achtung Bergschafe, wir haben leider keine gesehen
Achtung Bergschafe, wir haben leider keine gesehen
Die berühmten roten Stühle, laden zum Verweilen ein
Die berühmten roten Stühle, laden zum Verweilen ein
Hier bleibt man besser nicht all zulange
Hier bleibt man besser nicht all zulange
Der Whisky war schlecht, oder zu viel Sonne ?
Der Whisky war schlecht, oder zu viel Sonne ?
Cowboy Kirche, interessant
Cowboy Kirche, interessant
Gefälle 13%, uhh
Gefälle 13%, uhh
Achtung Grizzly Bärengebiet
Achtung Grizzly Bärengebiet
Achtung Pferde
Achtung Pferde
Nettes Toilettenschild
Nettes Toilettenschild
Bester Kaffee in der Stadt
Bester Kaffee in der Stadt
23. März 2025 Abflug Frankfurt nach Toronto
23. März 2025 Abflug Frankfurt nach Toronto
15. April 2025 Peggy's Cove
15. April 2025 Peggy's Cove
28. Mai 2025 Winnipeg
28. Mai 2025 Winnipeg
3. Juni 2025 Riding Mountain National Park
3. Juni 2025 Riding Mountain National Park
23. Juli 2025 Horseshoue Lake mit Schwizer Cervelat
23. Juli 2025 Horseshoue Lake mit Schwizer Cervelat
23. August 2025 Fährfahrt von Vancouver nach Vancouver Island
23. August 2025 Fährfahrt von Vancouver nach Vancouver Island

… dies war der erste Streich, der zweite folgt zugleich ...

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