Spaziergang in Nazaré
Nach einem Strandspaziergang in Porto, verlassen wir am Montag 13. November den grünen, aber auch regenreichen Norden Portugals. Auf schneller fahrt geht es rund 200 Kilometer über Autobahnen in Richtung Süden. Die Universitätsstadt Coimbra und der Badestrand von Figueira da Foz, stehen auf unserer Reiseliste. Doch wir wollen aus der Regenzone heraus und so fahren wir durch bis nach Nazaré. Grössere Wohnmobile haben es schwer, dort in der Küstenregion einen Stellplatz zu finden (Verbotsschilder). Eine sichere Möglichkeit finden wir auf dem Parkplatz von Lidl. Von hier aus lässt sich der Ort zu Fuss noch gut erkunden. Wir spazieren auf die Anhöhe «Sitio», eine Landspitze die sich ins Meer erstreckt. Von der Aussichtsplattform haben wir einen phantastischen Blick auf den Strand und das Meer. Verkäuferinnen in ihren traditionellen, gerade bis zum Knie reichenden Röcken, bieten ihre Waren an. Ob diese wirklich sieben Röcke übereinander tragen, haben wir nicht überprüft. In dieser Jahreszeit warten hier viele Surfer auf die perfekte Welle. Nazaré ist bekannt für die gigantischen bis zu 30 Meter hohen Wellen die sich aufgrund eines geomorphologischen Unterwasserphänomens bilden können. Es tut gut, wieder etwas Sonne und die leichte Meeresbrise zu spüren. Wir sind keine Surfer und zum Baden ist es uns zu kalt. Auf dem Parkplatz von Lidl zu stehen ist auch kein Highlight. Darum bleiben wir hier nur eine Nacht und ziehen am Nächsten Tag nach dem Frühstück, inklusive feiner Gipfeli, weiter.
Nazaré
Warten auf besseres Wetter in Alcobaça
Es sind nur 15 Kilometer bis zum Wohnmobilstellplatz mitten in der kleinen Stadt Alcobaça. Die Kreishauptstadt mit rund 6’000 Einwohnern auf 3 km² Fläche liegt im Landesinnern inmitten sanfter Hügel am Fluss Alcoa. Der «Parque de Campismo de Alcobaca» macht seinem Namen alle Ehre und bietet nebst Ver- und Entsorgung auch kostenlos Strom. Er ist parkähnlich angelegt, mit Wiesen und grossen Eukalyptusbäumen. Hier lässt es sich gemütlich verweilen. Kiara erfreut sich am Spiel mit dem Wurfball und freundet sich mit anderen Hunden an. Die Altstadt mit dem grossen Zisterzienserkloster ist verkehrsberuhigt und lädt mit seinen vielen Kaffees, Restaurants und Läden zum Bummeln ein. Ganz schön ist auch ein Spaziergang im «Jardim do Amor» mit Herz, im «Jardim do Palácio da Justiça» mit Wasserspiel oder im «Parque Verde» mit Hund. Wir geniessen es, für einmal mit unserem Wohnmobil für ein paar Tage mitten in einer Stadt stehen zu können. Das ist für uns, im Gegensatz zu einem kleinen Van, sonst nämlich kaum möglich. Hier können wir unsere Bettwäsche einmal reinigen lassen und die Wäsche waschen. Mit dem Wochenende kommt auch langsam die Sonne zurück. Zum Geburtstag von Roger gehen wir Samstags und Sonntags in der Stadt essen. Sabine gönnt sich einen Besuch beim Coiffeur – waschen, schneiden und föhnen. Eine Erkältung zwingt uns zwischendurch auch auszuruhen. So bleiben wir hier wohl doch etwas zu lange. Erlaubt wären, wie uns ein Gemeindemitarbeiter erklärt, nämlich nur 3 Tage. Auch andere Wohnmobilisten sprechen uns bereits auf unsere Aufenthaltsdauer an. Okey, die Bestimmungen haben wir übersehen und Entschuldigen uns. Am Freitag soll unsere Bettwäsche fertig gereinigt sein. Sabine kann bei der Behörde, mit etwas Schmus, einen Aufschub erreichen. Nach 11 Tagen reisen wir am Freitag 24. November um 16 Uhr weiter. Danke für den schönen Aufenthalt.
Ostwärts ins Landesinnere nach Fatima
Sabine fährt uns sicher aus der Stadt. Auf der Schnellstrasse IC9 und der Autobahn A1 fahren wir bei Sonnenschein durch die Hügellandschaft des Centro und erreichen nach 47 Kilometern den Wallfahrtsort Fatima. Die 6 Stellplätze für Wohnmobile auf dem grossen Parkplatz in Fatima sind alle besetzt. Wir können uns aber quer auf 4 PKW-Felder stellen. Ende November sind nur wenige Autos geparkt aber immer noch stehen einige Wohnmobile hier. Die heilige Stätte, die Basilika «unserer Lieben Frau des Rosenkranzes von Fatima» im Nordosten, die Basilika «der heiligsten Dreifaltigkeit» im Südwesten und dazwischen die Erscheinungskapelle mit dem riesigen Kirchenvorplatz beeindrucken uns sehr. Am Samstagabend nehmen wir am Rosenkranzgebet in verschiedenen Sprachen und an der Lichterprozession teil. Uns erschien der Weg an dieser Prozession über einen kleinen Teil des Platzes zu kurz, wenig geordnet und zu hastig. So hatten wir kaum Zeit für eine innere Einkehr. Da hat uns Lourdes doch etwas mehr inspiriert. Wir haben im Nachhinein dennoch Zeit gefunden über die Bedeutung der Erscheinung von Fatima nachzudenken. Roger ist mit Kiara einen Teil des Weges durch Felder und Wälder gelaufen, den die Kinder damals mit den Schafen oft gegangen sein sollen. Am Sonntag nach dem Gottesdienst finden wir in der Stadt ein hübsches kleines Lokal mit einer sehr netten englischsprachigen jungen Bedienung aus Brasilien. Der beste Service den wir bisher in Portugal erlebt haben und auch das Essen war gut. Nach 3 Tagen in Fatima fahren wir am Montagmorgen weiter. Wir stehen doch etwas zu Auffällig hier und wollen das Glück nicht herausfordern. Zudem gibt es keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten, die WC-Anlagen werden unter der Woche geschlossen, keine warmen Duschen und das Wetter soll in den nächsten Tagen regen bringen.
Fatima
Nach Tomar zu den Templern
Wiederum fährt Sabine unser Wiwomo in einer Stunde sicher von Fatima nach Tomar, der Stadt des Templerordens. Roger lotst uns dabei auf den alten Campingplatz mitten in der Stadt, da unser Navi uns am Ende durch etliche verbotene oder unpassierbare Wege geführt hätte. Die Strassen in den Ortschaften Portugals sind oft schmal und nur für Personenwagen gedacht. Gut haben wir nur einen Kleinlastwagen mit 5,4 Tonnen Leergewicht und 2,3 Meter Breite – Augen zu und durch. Der grüne Campingplatz ist nicht mehr in Betrieb und dient nur noch als Parkmöglichkeit für Wohnmobile und als Wohnraum für Katzen. Wie in Spanien, scheint es auch in Portugal normal zu sein, alte Gebäude oder Bauten am Ende sich selbst zu überlassen und stattdessen an anderer Stelle etwas neues zu Bauen. Schade, denn der Platz ist, bis auf die Zufahrt, gut gelegen. Tomar ist eine hübsche kleine Stadt am Fluss Nabão. Ein kurzer Spazierweg führt uns hinauf zur Klosterburg, dem «Convento de Cristo», (deutsch Christuskloster), ist eine im Jahre 1162 von Tempelrittern gegründete ehemalige Wehr-Klosteranlage. Hier sollten sich die von den erfolgreichen Kreuzzügen zurückkehrenden Ritter niederlassen und den König bei der Reconquista unterstützen. Da wir mit Kiara unterwegs sind, verzichten wir auf einen Besuch der kostenpflichtigen Innenräume und des Gartens. Von Aussen haben wir ebenfalls einen Eindruck von der riesigen Anlage und erhaschen einen Blick auf das Aquädukt. Das monumentale Pegões-Aquädukt, das sich über sieben Kilometer erstreckt und 180 Bögen zählt, ist ein Wahrzeichen von Tomar. Zurück geht es vorbei durch einen gepflasterten Waldweg, einen Hotelpark und einem Wasserrad wieder in die Altstadt zu einem italienischen Eis – draussen bei 18° Celsius ende November. Am Abend machen wir uns eine Gemüsesuppe, schauen unseren Krimi und können nach einem Schnaps ganz gut schlafen.
Tomar
Dahin wo unser Fuso herkommt, Tramagal
Noch ist uns das Wetter gut gesinnt und nach dem Morgennebel scheint auch die Sonne durch die Wolkendecke. Es ist Dienstag der 28. November, wir fahren weiter südwestlich nach Tramagal. Dort, am Entstehungsort unseres Fuso, haben wir ein Fotoshooting geplant. Unser Garmin-LKW-Navi schlägt uns dazu eine Route vor, die über 2 Stunden und rund 120 Kilometer vorsieht. Google-Mapps hingegen benötigt lediglich rund 40 Kilometer und weniger als 1 Stunde. Sabine fährt und Roger lotst nach Google-Maps. Kurz vor Tramagal geht es dann aber nicht mehr weiter. Die Brücke über den Fluss «Tejo», eine ehemalige Eisenbahnbrücke, ist nur einspurig mit Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen, 2,4 Meter breite und 2,1 Meter Höhe passierbar. Wir müssen umdrehen und den kurzen Umweg (10 km) auf der Autobahn A23 über Abrantes fahren. In Tramagal angekommen, stellt sich unser Fahrzeug stolz in Pose. Hier tanken wir unser Wiwomo mit Diesel und Adblue auf, versorgen uns mit Lebensmitteln (Bier) und essen eine Kleinigkeit. Anschliessend fahren wir in Abrantes auf den kleinen gemütlichen Campingplatz am Fluss. Hier verbringen wir ein paar Tage und sitzen das angesagte wechselhafte Regenwetter aus. Der Fluss «Tejo» ist mit über 1000 Kilometer Länge, der längste Fluss auf der Iberischen Halbinsel. Er entspringt in der spanischen Sierra de Albaracin auf 1600 Metern Höhe und mündet bei Lissabon ins Meer. Ein Stauwehr etwas unterhalb kann den Wasserpegel auf über 5 Meter anheben. Dadurch entsteht ein besonderes Schauspiel, wenn der gestaute Fluss abgesenkt wird und diverse Felsen und Sandbänke sichtbar werden.
Tramagal
Ab in den Süden, Cabo da Roca, Lousal
Am Montag 4. Dezember verlassen wir Abrantes. Es gäbe zwar noch einiges zu entdecken im Norden und im Centro von Portugal, dies jedoch bei besserem Wetter. Unser Fazit bis hierher – ab Oktober ist im nördlichen Teil Portugals mit viel Regen zu rechnen. Über die Autobahnen A23, A1, A9 und A16 kommen wir schnell voran. Nach einem Mittagsstopp auf einer Raststätte umfahren wir Lissabon und fahren zum westlichsten Punkt des europäischen Festlandes, zum «Cabo da Roca». Der Ort mit einem Leuchtturm, Aussichtsterrasse und Imbissrestaurant ist touristisch voll erschlossen. Linienbusse und Reisecars bringen unentwegt Touris aus nah und fern (viele Japaner) hierher. Am Abend, nach dem Eindunkeln, hat der Spuck aber schnell ein Ende. Wir erleben eine friedliche ruhige Nacht inmitten einer herrlichen Küstenlandschaft. Wer kann denn schon neben einem Leuchtturm übernachten? Da am Dienstag regen angesagt ist, bleiben wir noch eine Nacht hier und geniessen das Panorama an der Küste, am Meer. Am Mittwoch, bei Sonnenschein, geht die Fahrt weiter. Zunächst entlang der Küste durch Lissabon um über die Bücke «Ponte de 25 Abril» auf die Autobahn A2 und ins Landesinnere gegen Süden zu fahren. Dabei durchqueren wir viele Korkplantagen. Als Kork wird die äusserste Schicht der Rinde bezeichnet, aus dem vor allen Korken gewonnen werden. Der Weltweit grösste Korkproduzent ist Portugal. Im kleinen, ehemaligen Minenbauort Lousal finden wir einen schönen Stellplatz wo wir die Nacht verbringen. Hier wurde von 1900 – 1988 Pyrit (Schwefelkies oder Eisenkies) abgebaut. Das verfallene Minengelände und die farbigen (giftigen) Seen können frei besichtigt werden. Nach der Schliessung der Minen verarmte der Ort. Mit EU-Geldern wurden die arbeitslosen Leute hier unterstützt, ein Museum und ein Hotel wurden gebaut. Wie Nachhaltig die angefangene Sanierung des Ortes und des verseuchten Bodens ist, scheint fraglich. Wir fahren am Donnerstagmorgen weiter in den Süden in die Algarve nach Silves.
Cabo da Roca
Lissabon um über die Bücke «Ponte de 25 Abril»
Willkommen in der Algarve, Korkeiche und Lousal
Lousal, 1900 – 1988 Pyrit (Schwefelkies oder Eisenkies) abgebaut