Im Oktober ist der Herbst in Galicien spürbar geworden. Die Tage werden kürzer, es ist immer mal wieder bedeckt oder es regnet und der Tag bringt Morgennebel. Die Temperaturen sind aber immer noch angenehm warm, nur Nachts wird es allmählich kühler. Noch einmal spazieren wir zu Fuss dem Pilgerweg entlang von San Marcos nach Santiago. Roger braucht neue Schuhe, die alten sind nicht Wasserdicht. Und, wir nehmen Abschied von der schönen Stadt mit der Kathedrale. Im Restaurant lässt Roger doch beinahe die neuen Schuhe liegen, jetzt trägt er sie an den Füssen und vergisst sie hoffentlich nicht mehr so schnell. Am Donnerstag den 5. Oktober fahren wir weiter landeinwärts. Unser Ziel ist es in etwa einem Monat über die Berge, vorbei an warmen Mineralquellen und Seen, nach Portugal bis Porto zu gelangen.
Camino de Santiago – Pilgerweg, die letzten 5'080 km nach Santiago de Compastela
Lalin
Bevor es weiter geht, besorgen wir unseren Grosseinkauf im nahen Einkaufszentrum. Auch ein Goodi für Kiara darf da nicht fehlen. Auf der Landstrasse erreichen wir in gut einer Stunde die Kleinstadt Lalin. Der Autocaravan Stellplatz liegt in guter Lage in der Stadt, ist sauber und schön gemacht. Das einzige was stört ist die helle Platzbeleuchtung und die Jugendlichen welche nachts um eins noch anfangen Basketball zu spielen. Hier bleiben wir für zwei Tage. Hinweistafeln mit einer Art Wegenetz zeigen die Attraktionen und Entfernungen an. So finden wir auch einen angegebenen Wanderweg. Dieser führt gut ausgebaut und markiert in den Wald und dann? Auf Steinen wackeln wir weiter über den kleinen Fluss, kraxeln die Böschung hoch um dann durchs Dickicht einem schmalen Pfad zu folgen. Halt stopp, da sammeln wir lieber noch ein paar Kastanien auf dem Weg zurück in die Stadt und trinken ein Bier.
Lalin – Kirche – Haus - Spielplatz
Cotelas umgeben von Eichenwäldern
Und weiter geht die Fahrt auf der Autovia AG-53. Es wir allmählich hügeliger und wir überqueren unseren ersten Pass, «San Martiño» mit 803 m über Meer. Bei der Ausfahrt 65 verlassen wir die Autobahn und fahren durch enge, bewaldete Strassen bis zum kleinen Ort Cotelas. Dort gibt es einen kostenlosen Stellplatz mit Duschen, WC-Anlagen, Strom sowie Wasser Ver- und Entsorgung. Was wollen wir mehr? Es ist abgelegen aber schön hier und so bleiben wir über das Wochenende. Ein Pilgerweg von Portugal führt hier vorbei. Die Mischwälder mit Eichen und Kastanien sind schon beeindruckend und in der Ferne lassen sich Berge erahnen. Das gefällt natürlich Roger und Kiara wieder auf ihren Spaziergängen. Sabine geniesst derweilen die Klimaanlage und die Dusche bei der aussergewöhnlichen Hitze von bis zu 31 Grad im Schatten.
Eichenwald
Barbantes, Thermalbäder, Camper und tierische Begleiter
Am Montag 9. Oktober fahren wir ein kurzes Stück weiter zum Rio Miño. In Barbantes gibt es einen kostenlosen Stellplatz unter Bäumen gleich neben öffentlichen Thermalbädern und einer kleinen Bar. Hier bleiben wir bis Donnerstag und geniessen die Bäder, die Bar und auch den schön angelegten Waldweg. Das Thermalwasser in den drei Knietiefen Becken ist zwar nur 21-25°C warm aber sehr Mineral- und Schwefelreich und somit gesund für unsere Knochen und Gelenke. An der Bar erhalten wir als Gastgeschenk eine Flasche regionalen Rotwein und auch ein Carpaccio wird uns kostenfrei serviert – Danke!
Wie verschieden die Camper sind, so verschieden sind auch die tierischen Begleiter. Bei fast jedem Wohnmobil schaut ein Hundekopf raus, so wie bei uns. Doch bei einigen sieht man einen Katzenkopf rauskucken oder ein Papagei fliegt einem plötzlich über dem Kopf vorbei.
Barbantes, Thermalbäder
Camper und tierische Begleiter
Ourense – die Hauptstadt der Thermalbäder und Brücken
Nur 17 Kilometer weiter in Ourense, oder besser im Vorort Reza, gibt es ebenfalls einen Stellplatz für Wohnmobile am Rio Miño. Ein gut ausgebauter Fussweg entlang des Flusses führt einerseits in die Stadt und andererseits über eine Fussgängerbrücke zu weiteren Thermalbädern. Diese sind sehr schön angelegt, zwischen 35-45°C warm und weniger schwefelhaltig – und ebenfalls kostenfrei. Ein Lidl für Lebensmittel und ein Leroy Merlin für Handwerkerbedarf sind mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Roger fährt öfters mit dem Rad zum Baden und dann zum Einkaufen. Auch in die Stadt ist er zweimal gefahren um die Innenstadt zu besichtigen und zum Einkauf im Mercadona. Sabine geniesst derweilen das trockene Wohnmobil, während es draussen immer wieder regnet. Ja, das Wetter ist spürbar regnerischer und bewölkter geworden. Aktuell gibt es auch Wetterwarnungen in der Region (Überschwemmung). Das merken wir auch bei unserem Akku, der nun unter 50% seiner Kapazität erreicht hat.
Ourense – die Hauptstadt der Thermalbäder und Brücken
Langeweile, nein nicht bei uns
Damit es uns ja nicht langweilig wird, hat Roger den Schlüssel für das Veloschloss verlegt und die Fliegenklatsche ist auch nicht mehr auffindbar. Das grosse suchen fängt an. Zuerst einmal das Veloschloss, da unser Fahrrad angekettet und abgeschlossen ist. Das Innere vom Womo wird auf den Kopf gestellt, aber kein Schloss kommt zum Vorschein. Da hat Roger die Idee. Er hat es doch klappern gehört und etwas ist heruntergefallen, aber in der Duschtasse ist nichts. Roger schläft darüber, denkt nach und vorausschauend wie Roger ist, hat er doch eine Revisionsöffnung eingebaut. Und siehe da, was fällt da heraus? Der Schlüssel fürs Veloschloss, die Freude und Erleichterung ist gross. So, nun fehlt noch die Fliegenklatsche. Wo könnte die nur sein, sie ist ja nicht gerade klein. Die Suche durch alle Schubladen und Kästen geht weiter, mit der Hoffnung, dass sie schon noch auftaucht. Und siehe da, nach zwei Tagen findet sich auch die Fliegenklatsche beim Frischwassertank wieder. Was macht die denn da?
Veloschlüssel und Fliegenklatsche
Cotelas
Da das Wetter, laut Prognosen, nicht besser werden soll, beschliessen wir für das Wochenende vom 20. – 23. Oktober nach Cotelas zurück zufahren. Dort ist zwar nicht viel los, aber auf dem dortigen Stellplatz gibt es nebst warmen Duschen auch kostenfrei Strom aus der Steckdose. Das freut sowohl Sabine wie auch den Akku. Frisch geputzt und voll aufgeladen können wir nun die nächsten zwei Wochen Schlechtwetterprognose und die Weiterfahrt in Richtung Portugal angehen.