02.05_Amerika – 1. Etappe Nevada
Besonderes
Nevada wurde während dem Amerikanischen Bürgerkrieg oder Sezessionskrieg als Bundesstaat gegründet. Daher stammt auch der Schriftzug «Battle Born» auf der Flagge. Der Bürgerkrieg wurde durch eine tiefe politische, wirtschaftliche und soziale Spaltung zwischen den Nord- und Südstaaten ausgelöst. Im wesentlichen ging es dabei um die Frage der Sklaverei und der Rechte der Einzelstaaten. Im Endeffekt wurde damals die Sklavenhaltung abgeschafft, die zentralistische Macht des Bundes ausgeweitet und die Ausrichtung der USA als Industrie- und Grossmacht gefestigt. Nevada ist aber offiziell als «Silver State» bekannt, da Silber für seine Geschichte und Wirtschaft ein wichtige Rolle spielte. In der nähe von Virginia City wurde nämlich im Jahre 1859 Silber gefunden. Das führte zu einem enormen Bevölkerungswachstum, worauf zunächst ein Nevada-Teritorium und später der Bundesstaat gegründet wurde, welcher der Union beitrat. Grosse Teile von Nevada bestehen aus kargen, unfruchtbaren Wüsten- und Berglandschaften. Die Bevölkerung konzentriert sich daher auf wenige Städte, wie Carson City, Reno, Elko, Winnemucca, Primm und Mesquite. Die Mehrheit lebt jedoch im südlichen Clark County zu dem der Grossraum von Las Vegas gehört.
Willkommen in Nevada
Die Region und die Stadt in der Wüste mit heute rund 680’000 Einwohner, verdankt seine Bedeutung einer besonders liberalen Gesetzgebung. Nevada kennt seit dem frühen 20. Jahrhundert ein liberales Ehe- und Scheidungsrecht, legalisierte das Glücksspiel und die Prostitution, was im sonst konservativen und prüden Amerika aussergewöhnlich war. Das führte zu einem weiteren Bevölkerungswachstum durch das starke Wachstum der Tourismusbranche. Heute leben die meisten Menschen in Nevada vom Tourismus. Der Bergbau spielt aber nach wie vor eine weitere wichtige Rolle. Nevada ist immerhin der viertgrösste Goldproduzent der Welt. Eine andere, eher unrühmliche Besonderheit ist den grossen unbewohnten Wüstengebieten zu verdanken. Auf rund 3’500 km² Fläche wurden seit dem Januar 1951 in Navada Atomtests durchgeführt. Offiziell sollen diese im Jahr 1992 beendet worden sein. Wer weiss, wann die Test wieder reaktiviert werden? Neben diesem Testgebiet gibt es noch weitere militärische Anlagen, wie etwa die weltberüchtigte Area 51, um die sich so einige Geschichten drehen.
Las Vegas
Es ist Dienstag der 4. November als wir unspektakulär die Grenze von Nevada überqueren. Wir fahren auf dem «Old Spanish Trail Highway» bzw. der Tecopa Road ins Pahrump Valley wo wir auf den Highway 160 treffen. In Richtung Osten führt die Strasse zunächst durch das flache Tal. Links und Rechts der Strasse sehen wir erste Häuser und Ranches inmitten einer ansonsten unbewohnten Wüstenlandschaft mit Kakteen. Bald steigt die Strasse leicht an und führt uns über eine kleine Bergkette. Auf der Passhöhe durchfahren wir den kleinen Ort Mountain Springs. Wie der Name verrät gibt es hier Wasser. Das war vor allem in früheren Zeiten sehr wichtig. Nicht nur Spanier auf ihrem Trail kamen hier durch. Viele Mormonen mit ihren Ochsen- und Pferdewagen befuhren ebenso diese «Mormon Road» zwischen Südkalifornien und Salt Lake City in Utah. Unsere Fahrt geht gemächlich hinunter nach Las Vegas, eine der meistbesuchten Städte der Welt. Von weitem können wir für einen kurzen Augenblick die Silhouette von Hochhäusern erkennen. In der Ebene tauchen bald die ersten Siedlungen auf. Es sind typische neu amerikanische Wohnsiedlungen am Rande der Grossstadt. Unser erster Halt führt uns zu einer öffentlichen Bücherei an der Windmill Lane. Die Library sieht neu aus und gefällt uns sehr gut. Hier können wir uns im Internet informieren und Papier-Kopien erstellen.
Old Spanish Trail, Library Windmill Lane
Weiter geht unsere Fahrt zum Einkaufen bei Aldi am südlichen Rainbow Boulevard. Ja, hier in Amerika, in Las Vegas und auch an anderen Orten, gibt es tatsächlich Filialen des deutschen Lebensmittel-Discounters. Die Auswahl richtet sich natürlich an den amerikanischen Kunden. Dennoch findet sich, sehr zur Freude von Roger, eine original Schweizer Käsesorte im Regal. Die Qualität stimmt und der Preis auch, wie Sabine bemerkt. Unser Mittagessen, eine Pizza aufgepeppt mit italienischer Wurst, backen wir in unserem Wiwomo. Danach gibt es ein kleines Mittagsschläfchen. Oh wie die Zeit vergeht, es wird bald Abend und wir haben noch eine kleine Stadtrundfahrt durch das Stadtzentrum, vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten geplant. Obwohl die Strassen oft sechs oder mehr Fahrspuren aufweisen staut sich immer wieder der Verkehr. Zudem erschweren einige Baustellen die Durchfahrt. Allmählich wird es Dunkel und die Orientierung in der für uns unbekannten Stadt immer schwieriger. Wir brechen die Rundfahrt ab und fahren auf dem kürzesten Weg zu einem Übernachtungsplatz. Via Flamingo Road erreichen wir den Hospitality Circle nach 143 Tageskilometern. Die kleine Zufahrtsstrasse zu einer Wohnsiedlung mitten im Zentrum, wird auch von anderen Campern gerne genutzt.
Aldi, Las Vegas Abendrundfahrt mit Mondschein
Las Vegas bei Nacht – das muss man gesehen haben. Unser Wiwomo ist sicher abgestellt, Kiara zur Ruhe gebettet, Sabine hat sich herausgeputzt und Roger frische Socken angezogen. In 20 Minuten erreichen wir zu Fuss über die Flamingo Road den Strip. Der Las Vegas Strip ist die Vergnügungsmeile, welche einen etwa 6,8 Kilometer langen Abschnitt des Las Vegas Boulevard umfasst. Als erstes besuchen wir das Hotel und Casino Paris mit Eifelturm, Triumphbogen und Montgolfière. Nach einem wohlverdienten Bier im Casino, am Fusse des Eifelturms, geht es weiter auf dem Boulevard durch die Nacht. Vorbei am Horshoe, dem Bellagio, dem Flamingo, dem Caesar, sowie weiteren beeindruckenden Hotels und Casinos erreichen wir das Venetian. Wiederum sind hier erkennbare Bauten aus dem italienischen Venedig aufgebaut, so etwa die Rialtobrücke, wenn auch mit Rollband, der Markusplatz oder die Campanile. Das Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett ist leider geschlossen. Im Innern befindet sich wiederum ein grosses Casino und ein exklusives Hotel. Ein weiteres Highlight ist aber die Ladenstrasse mit aufgemalter Himmelsdecke und Wasserkanälen mit Gondeln wie in Venedig. Wir sind einfach nur beeindruckt von dieser Pracht. Noch vor Mitternacht kehren wir zum Wiwomo zurück und sinken Müde aber glücklich im trauten Heim ins Bett.
Las Vegas bei Nacht
Mittwochmorgen, wir haben Ausgeschlafen und Kiara hat ihren Morgenspaziergang hinter sich. Sie bewacht wieder einmal unser Wiwomo. Sabine und Roger machen sich auf den Weg – Las Vegas am Tag. Über die Paradis Road erreichen wir das original Hofbräuhaus Las Vegas. Es wurde wirklich so originalgetreu wie möglich nachgebaut. Die Dachziegel sind beispielsweise eigens aus Deutschland verschifft worden. Wir bestellen etwas zu Essen und zu Trinken. Die Wurst kommt vom deutschstämmigen Metzger, der Kartoffelstock und das Rotkraut sind frisch gemacht und das Bier ist aus Deutschland importiert. Frisch gestärkt laufen wir via Harmon Avenue weiter zum Strip. Wieder spazieren wir dem Las Vegas Boulevard entlang vorbei am Paris, wechseln dann aber die Strassenseite und besuchen das Caesars. Das Luxusresort mit Hotel, Restaurants, Casino, Gartenanlage, Shopping- und Eventlokalen hat sich dem Thema antikes Rom verschrieben. Im Kolosseum gastieren oft weltbekannte Künstler. Evel Knievel ist hier mit dem Motorrad über die Brunnenanlage gesprungen. Frank Sinatra, Cer, Selin Dion, Elton John und viele andere haben hier gesungen. Berühmte Boxkämpfe wurden hier ausgetragen. Der Hotelkomplex diente auch als Kulisse für verschieden Kinofilme wie etwa Rain Man oder Hangover. Vor dem Eindunkeln haben wir genug von der pompösen Vergnügungsstadt und gehen zurück zum Wiwomo, wo Kiara auf uns wartet und wir unsere Beine hoch legen können.
Las Vegas am Tag
Hoover Staudamm
Am Donnerstagmorgen verlassen wir bereits wieder Las Vegas. Für uns war die Stadt durchaus ein Erlebnis. Ein längerer Aufenthalt ist uns aber etwas zu teuer und mit Wohnmobil und Hund nicht ganz einfach. Ein durchschnittlicher Besucher soll hier täglich zwischen 300 – 600 Dollar für Essen, Trinken und Vergnügen ausgeben. Die Hotelkosten sind dabei nicht berücksichtigt. Also fahren wir via Flamingo Road und den Highway 11 rund 30 Kilometer in südöstlicher Richtung raus aus der Stadt. Jetzt, wo wir die Landschaft vor Augen haben, wird uns wieder bewusst, dass wir uns in der Mojave Wüste befinden. Die Strasse führt uns durch eine Bergkette in ein weiteres flaches Tal. Grosse Flächen neben der Strasse sind von Solarfeldern zur Energieerzeugung bedeckt. Wir umfahren die Stadt Boulder City und überqueren einen weiteren Höhenzug. Nun erkenn wir einen See. Es ist der Lake Mead, der 1936 fertiggestellte Stausee des Colorado Rivers. Mit 170 km Länge und einem Stauvolumen von bis zu 34,9 Mrd. m³ ist er der grösste künstliche See der USA. Er dient Hauptsächlich der Wasserversorgung der Staaten Nevada, Arizona und Kalifornien. Nebenbei wird aber auch elektrische Energie erzeugt. Zurzeit liegt der Pegelstand des Sees recht tief wie wir erkennen können. Das liegt einerseits an der Jahreszeit aber auch am generell sinkenden Pegelstand der letzten Jahrzehnte.
Der See wird vom imposanten Hoover Damm aufgestaut, den wir besuchen. Der Zugang ist nur über eine Sicherheitskontrolle möglich. Dazu müssen wir alle Stauboxen, die Garage und auch den Wohnbereich mit einzelnen Schubladen in der Küche öffnen. Alles in Ordnung, wir haben keinen Sprengstoff an Bord und dürfen weiter fahren. Die Talsperre des Hoover Dam liegt auf der Grenze zwischen Nevada und Arizona im Black Canyon. Die Anlage mit der Bogengewichtsmauer von 221 Metern Höhe und den 4 speziellen Wassereinlauftürmen wurde zwischen 1931 und 1936 gebaut. Bis zum Jahre 1949 war es die leistungsstärkste Anlage der Welt. Das Wasserkraftwerk hat heute eine Nennleistung von rund 2’080 MW. Die Talsperre erzeugt jährlich ca. 4 TWh Strom, was rund 5% der Schweizer Stromproduktion oder der Hälfte des Kernkraftwerks Gösgen entspricht. Mit dem Aufstauen des Colorado River, konnten die Bedingungen für die Siedler und die Landwirtschaft stark verbessert werden. Was weniger Hochwasser und Überschwemmungen, sowie zusätzliches Ackerland bedeutet. Das hat aber auch einen ökologischen Nebeneffekt. So verliert der Colorado River seinen ursprünglichen Charakter, wird kälter, führt weniger Sedimente ab und verändert damit die ursprüngliche Flora und Fauna.
Hoover Staudamm
Eine weitere Attraktion ist die 2010 eröffnete Mike O’Callaghan – Pat Tillman Memorial Bridge, auch bekannt unter dem Namen Hoover Dam Bypass Bridge und Colorado River Bridge. Sie ersetzt die zweispurige Strasse über den Hoover-Staudam, welche nur noch touristisch genutzt wird. Es sei denn ein spezieller Transport, wie der Weihnachtsbaum für das Einkaufszentrum in Anthem, nördlich von Phoenix, wird feierlich überführt. Die neue Brücke bringt den Highway 93 in einer Höhe von 270 Meter und einer Länge von 580 Meter über den Colorado River. Sie war bei ihrer Fertigstellung eine der längsten und höchsten Betonbogenbrücken der Welt. Der Bau der Brücke ab dem Jahr 2005 war eine Herausforderung. Denn Winde bis zu 100 km/h und Temperaturen bis zu 50°C erlaubten ein Abbinden des hochfesten Betons nur bei Nacht. Bereits während der Bauarbeiten war die im Freivorbau erstellte Brücke eine Attraktion. Es wurde eigens ein Besucherparkplatz angelegt, von dem aus der Fusssteg der Brücke über einen Serpentinenpfad erreicht werden kann. Auch wir nutzen diesen Zugang zum Fussgängersteg auf der Nordseite der Brücke. Von hier aus können wir die imposante Brücke bestaunen und auch einen Blick auf den rund 85 Meter tiefer liegenden Hoover Damm und die Umgebung werfen. Mit unserem Wiwomo fahren wir am Ende über die Brücke von Nevada nach Arizona.
Hoover Bridge, Weihnachtsbaum Transport