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Was für ein Gigant

02.03_Amerika – 1. Etappe California

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California

Besonderes

Mit rund 40 Millionen Einwohnern ist Kalifornien der Bevölkerungsreichste US-Bundesstaat und der drittgrösste nach Fläche. Kalifornien war bereits vor der europäischen Kolonialisierung eines der kulturell und sprachlich vielfältigsten Gebiete Nordamerikas. Nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg wurde das Gebiet California im Jahre 1884 an Amerika abgetreten. Es umfasste Ursprünglich auch das heutige Nevada, Arizona und teile Utahs. Der gleichzeitig einsetzende Goldrausch in Kalifornien, daher der Name «Golden State» und auch das Staatsmotto, führte zusätzlich zu sozialen und demografischen Veränderungen mitsamt der Entvölkerung indigener Stämme. Heute setzen sich die bedeutendsten Bevölkerungsanteile aus über 65 Ethnien zusammen. Offizielle Dokumente können daher auch in anderen Sprachen als der Amtssprache Englisch verfügbar sein.

So vielschichtig wie die Kultur und Sprache ist auch die Landschaft. Sie reicht von der vulkanische Kaskadenkette (Lassen Peak 3’189 m) und den Schneebedeckten Klamath Mountains im Norden (Thompson Peak 2’744 m), über die fruchtbare Ebene des Central Valley bis zum Wüstenklima der Mojawe und des Colorado desert im Süden. Wirtschaftlich würde Kalifornien, als Einzelstaat betrachtet, weltweit die viert grösste Wirtschaftsmacht darstellen. Wichtige Wirtschaftssektoren sind die Landwirtschaft, der Bergbau und die Erdölindustrie, die Hightech- und IT-Industrie (Silicon Valley), der Automobilbau und die Filmindustrie. Aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten und Ungleichheiten leben dennoch über 15% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Redwood National und State Park

Am Montag den 29. September überqueren wir die Staatsgrenze zu Kalifornien. Unmittelbar nach der Grenze werden die Fahrzeuge an der «Agricultural Inspection Station» auf die Einfuhr verbotener Früchte, Samen und Brennholz (Schädlinge) kontrolliert. Auch wir halten am Stopp Signal, werden aber vom Beamten energisch zur Weiterfahrt gedrängt. Damit haben wir nicht gerechnet, keine Fragen und keine Kontrolle. Auf dem Highway 101 fahren wir der Küste entlang, vorbei an Crescent City bis zum Indianer Reservat in Klamath. Das kleine aufgeräumte Dorf wirkt interessant. Leider finden sich keine näheren Informationen über die hier lebenden Menschen und das Visiter Center ist geschlossen. Hier gibt es auch kein Telefonnetz. Unverrichteter Dinge fahren wir daher weiter zum nahe gelegenen Red Wood National und State Park. Dazu verlassen wir den Highway und biegen in den Parkway ein. Die gut ausgebaute Strasse führt hier mitten durch den imposanten Regenwald mit den grossen Bäumen direkt am Weg. Immer wieder gibt es Haltestellen zu den verschieden Trails. Nach 116 Meilen oder 187 Tageskilometern erreichen wir unser Ziel. Der Elk Prairie Campground ist einer von zwei Campingplätzen im ganzen Park. Er liegt gleich neben dem kleinen Visitor Center.

Wer nicht Reserviert hat, darf hier nur eine Nacht stehen, lautet die generelle Regel. Der Campground Host, oder sagen wir der «Sheriff» vom Platz, weisst Sabine deutlich in die hier geltenden Gesetze ein. Dazu gehört beispielsweise auch, dass Hunde auf sämtlichen Trails nicht erlaubt sind. Abfall kann getrennt entsorgt werden. Eine «Dump Station» zur Entsorgung von Fäkal- und Abwasser gibt es nicht. Dafür gibt es zwei Duschen, welche mit «Quaters», das sind 25cent Stücke für 2 Minuten, funktionieren. Wobei zuerst nur kaltes Wasser fliesst. Nun ja, das ist der typische Standard in den Staaten für 36 Dollar die Nacht. Es gibt aber auch weitaus teurere RV-Parks wo man vielleicht etwas mehr erhält. Gesetzeskonform verlassen wir am nächsten Morgen den Campingplatz und besuchen den einen oder anderen kurzen Wald-Trail. Kiara muss im Fahrzeug warten. Schön und eindrücklich ist es schon in diesem Überrest von Regenwald in Kalifornien. Noch bis in die 1990er Jahre wurde hier noch im Kahlschlag Forstwirtschaft betrieben. Weniger als die Hälfte der Fläche des National und State Parks besteht noch aus altem Baumbestand aus Rotzeder und Douglasien. Der überwiegende Teil muss heute mühevoll restauriert werden. Das Renaturierungsprojekt rechnet in 100 Jahren wieder mit einem intakten Lebensraum für Fauna und Flora.

Die Fahrt im Regen

Die Küste
Die Küste
Mit Vulkangestein
Mit Vulkangestein
Nicht immer Sonnenschein
Nicht immer Sonnenschein

Vom Pazifik zur Sierra Nevada

Nach dem Regenwald geniessen wir am Dienstag noch einmal kurz die nördliche Küste Kaliforniens auf dem Highway 101. Diese unterscheidet sich nicht wesentlich von Oregon. Die Küstenstrasse führt vorbei an langen Sandständen und Lagunen im Schatten bewaldeter Berge. Zwischendurch tauchen eindrucksvolle vulkanische Felsformationen in und am Wasser auf. Nach der Stadt McKinnleyville biegen wir auf den Trinity Higway 299 ostwärts durch das Küstengebirge ab. Wir folgen dem Willow Creek vom Pazifik durch die Berge zum nördlichen Central Valley. Auf einer kurvenreichen, steilen Strecke steigen wir dabei in kurzer Zeit auf eine Höhe von über 2’800 Fuss (ca. 850 Meter) an. Auf dem Hochtal halten wir auf einem Rastplatz an und geniessen ein Mittagessen im Wohnmobil mit Blick auf die Berge. Hier entdecken wir eine interessante Informationstafel zu den Anfängen des Skifahrens auf dem nahen Horse Mountain (1’428 m ü.M.). Ein eingewanderter Schweizer namens Hans Giovanoli, soll dabei Pionierarbeit geleistet haben. Nach der verdienten Pause fahren wir hinunter ins Tal des Trinity River, dem wir Flussaufwärts folgen. Immer weiter ostwärts schlängelt sich die Strasse durch das Tal. Die Landschaft verändert sich. Die Vegetation wird trockener und karger. Nach langen aber interessanten 243 Kilometern erreichen wir unser Etappenziel.

Der Campground am Fluss, im kleinen Ort Douglas City, liegt auf dem Gebiet des Trinity National Forest und wird vom Bureau of Land Management (BLM) bewirtschaftet. Dieser bietet für wenig Geld einen einfachen Übernachtungsplatz. Eine Toilette mit Wasserspülung und eine verschlossene Dusche mit kaltem Wasser sind vorhanden. Leider dürfen wir auch hier nur eine Nacht verbringen, wenn auch aus einem anderen Grund. In Amerika herrscht ab dem 1. Oktober ein «Shutdown». Das bedeutet, wie viele andere nationale Einrichtungen auch, wird der Campground ab morgen geschlossen. Nach einer ruhigen Nacht fahren wir am Mittwochmorgen weiter auf dem Highway 299 ostwärts. Die Strecke schlängelt sich wiederum durch die Berge, steigt nochmals kurz auf 3250 Fuss (ca. 900 Meter) an und führt nach dem Buckhorn Pass stetig abwärts, vorbei am Whiskeytown Lake, ins Central Valley nach Redding (ca. 150 m ü.M). Vom fruchtbaren Längstal bekommen wir zunächst kaum etwas zu sehen. Wir befinden uns am nördlichen Punkt des Tals und fahren gleich weiter auf dem Highway 44 ostwärts in die Berge. Die Kaskadenkette, welche sich über 1000 Kilometer von Kanada über Washington und Oregon erstreckt endet hier im Norden Kaliforniens. Sie ist hier deutlich vulkanischer geprägt und geht südlich des Lassen Peak in das Gebirge der Sierra Nevada über.

Big Tree, Horse Mountain Hans Giovanoli, Douglas City, Buckhorn Pass, Redding

Die grosse Sequoia
Die grosse Sequoia
Die grosse Sequoia
Die grosse Sequoia
Imposant
Imposant
Pionier für die Anfänge des Skifahrens, Hans Giovanoli
Pionier für die Anfänge des Skifahrens, Hans Giovanoli

Lassen Vulcanic National Park

Vor dem Eingang zum Lassen Vulcanic Nationalpark biegen wir am Mittwoch nach 136 Tageskilometern in den Lassen National Forest ein und suchen uns einen Platz zum freien Übernachten. Drei beschauliche Tage und Nächte verbringen wir auf einer Lichtung im Wald. Nachdem wir an den letzten beiden Plätzen zur weiterfahrt gedrängt wurden, wollen wir hier in den Bergen etwas verweilen. Wir geniessen die Natur und den Wald bei Spaziergängen mit Kiara. Sabine findet Zeit um Brot und Kuchen zu backen. Roger kann derweilen den seltsamen Geräuschen an der Vorderachse des Fahrzeuges nachgehen. Ein Telefonnetz zum Empfang von Nachrichten ist nicht verfügbar. So greifen wir am Abend gerne auf unsere kleine DVD-Sammlung zurück. Das Entfachen von Feuer ist aufgrund der hohen Waldbrandgefahr nach wie vor leider nicht erlaubt. Der Nationalpark ist infolge des «Shutdown» zwar zugänglich, Einrichtungen wie Eingangsstationen, Besucherzentren und Campingplätze bleiben aber geschlossen, wie wir noch erfahren können. Am Mittwoch und Donnerstag stehen wir noch alleine im Wald, aber ab Freitag, pünktlich zum Wochenende, gesellen sich weitere Camper zu uns. Darunter ist auch ein Schweizer Paar mit ihrem Camper-Van, welche bereits drei Jahre durch Süd- und Nordamerika reisen. Sie haben sich mit anderen Reisenden verabredet und verlassen uns nach einem kurzen Gespräch bereits wieder. Allerdings werden wir sie am Samstag wieder sehen.

Bevor wir am Samstag den Nationalpark besuchen fahren wir zuerst zum kleinen Ort Old Station in rund 15 Meilen Entfernung. Im netten, kleinen, amerikanischen «JJs Cafe», geniessen wir Kaffee und frische «Pancakes» – mmh, so fein. Im Nationalpark befahren wir den Lassen Peak Highway Nr. 89. Dieser führt uns vorbei an vielen phantastischen Aussichtspunkten und phänomenalen Naturschauspielen. Besonderes Merkmal des Parks ist seine durch Jahrtausende geprägte Vulkanlandschaft mit erloschen Kratern und dem Vulkangestein. Es brodelt aber immer noch ganz schön im Untergrund wie wir an den aufsteigenden schwefelhaltigen Gasen (Fumarolen), den blubbernden Schlammlöchern und den heissen Quellen erkennen können. Der letzte Vulkanausbruch am Lassen Peak ist auch nur etwas mehr als 100 Jahre her. Wir sind einfach nur fasziniert von den urgewaltigen Kräften, welche über Millionen von Jahren diese einzigartige Natur geschaffen hat. Auf einem Parkplatz treffen wir zur Mittagspause wieder das Schweizer Paar welches wir am Tag zuvor getroffen haben. Diesmal reicht es für einen Kaffeeplausch und einen längeren Informationsaustausch. Zum Abschluss dieses einzigartigen Tages verlassen wir den Nationalpark beim Südausgang. Dort finden wir nach 99 Kilometern wiederum ein Nachtlager auf einem einsamen Parkplatz im Wald.

Lassen National Forest , Old Station JJ's Cafe, Vulkanausbruch, Sulpher Works Ridge Lake

Lassen National Forest
Lassen National Forest
Eine andere Art von Baum
Eine andere Art von Baum
Der Weg ist das Ziel
Der Weg ist das Ziel
Old Station JJ's Cafe
Old Station JJ's Cafe
JJ's Cafe, hübsch
JJ's Cafe, hübsch
Was für ein Pankcake
Was für ein Pankcake
Vulkanausbruch, drei Tage danach
Vulkanausbruch, drei Tage danach
Vulkangestein, was für ein „Procke“
Vulkangestein, was für ein „Procke“
Erloschene Krater
Erloschene Krater
Sulpher Works Ridge Lake
Sulpher Works Ridge Lake
blubbernde Schlammloch
blubbernde Schlammloch
Gewaltig
Gewaltig

California Central Valley

Es ist Sonntagmorgen der 5. Oktober. Wir haben auf dem gesperrten Parkplatz auf knapp 1’800 m ü.M gut geschlafen. Roger geht mit Kiara nur auf einen kurzen Spaziergang, denn ein Schild warnt vor instabilen Bäumen. Hier im Lassen National Forest, wie an vielen anderen Orten in Kalifornien auch, wurde der Wald teilweise durch Waldbrände zerstört. Das Ausmass ist für uns ziemlich erschreckend. Wo immer wir bisher in Kalifornien unterwegs waren finden sich spuren abgebrannter Waldflächen. Nach dem Frühstück fahren wir über den Deer Creek Highway Nr. 32 rund 50 Meilen (80 Kilometer) hinunter ins Tal nach Chico (74 m ü.M). Die Landschaft und Vegetation verändert sich von alpinen Bergwäldern mit Kiefern, über Mischwälder mit Eichen, zu einer mediterranen trocken Landschaft mit einzelnem Buschwerk ähnlich in Südspanien, gefolgt von einem riesigen steppenartigen Grasland-Savanne in der Ebene. Das Kalifornische Längstal, das California Central Valley, liegt im Herzen des Staates. Die Talsohle misst etwa 600 mal 80 Kilometer umrahmt von Gebirgsketten auf einer Höhe zwischen -4 bis etwa 600 Metern.

Das Klima entspricht einem subtropischen Winterregenwetter. Das bedeutet, der Regen fällt fast ausschliesslich im Dezember bis April. In den übrigen Monaten herrscht ein arides Klima vor. Es bleibt meist trocken. Der Talboden ist sehr fruchtbar. Das Grasland ist daher an vielen Orten von der intensiven und bewässerten Landwirtschaft verdrängt worden. Nur ab und zu sieht man hier noch kleinere Rinder- oder Pferdefarmen. Gigantische Plantagen mit Obstbäumen, Rebstöcken, Dattelpalmen, Mandelbäumen, Gemüsefeldern und vieles mehr findet man hier. Dieser Fruchtgarten Amerikas produziert etwa 250 verschiedene landwirtschaftliche Erzeugnisse. Das schafft viele Arbeitsplätze und fördert die Migration. Der Umsatz betrug im Jahr 2024 unvorstellbare 50 Milliarden US-Dollar. Das bleibt allerdings nicht ohne Folgen, so ist das Tal eines der grössten Energie- und Grundwasserverbraucher der USA. Im Sommer entsteht durch das Zusammenspiel von Topologie, Klima, Verkehr und Bevölkerungswachstum oft eine hohe Feinstaubbelastung und Smog.

Via Highway 99 nach Süden erreichen wir den kleinen Ort Biggs. Gemäss Harvest Host soll es bei der Kirche im Dorf einen schönen Übernachtungsplatz geben. Vor Ort wirkt der zugehörige Parkplatz an der Strasse auf uns aber wenig einladend und zu klein für unser Wiwomo. Wir entschliessen uns daher zum nordöstlich gelegenen Loafer Creek Campground am Lake Oroville weiter zu fahren. Der State Park am Fuss der Sierra Nevada ist zu dieser Jahreszeit nur wenig besucht. Das ist im Sommer gewiss ganz anders wenn im See gebadet oder mit den Hausbooten herum getuckert werden kann. Nach 185 Tageskilometern finden wir so einen gemütlichen aber kostenpflichtigen Stellplatz am Waldrand mit einer heissen Dusche – das tut gut. Die Parkverwaltung informiert uns zudem gewissenhaft über hier vorkommende Gefahren von Tieren wie Zecken, Klapperschlangen, Pumas und Bären. Das ist aber kein Problem für uns, denn auch hier darf Kiara nicht mit auf die Wanderwege. 

  Am Montagmorgen fahren wir aber gleich weiter südwärts über die Highways 70 und 99 und den Interstate Freeway 5. Diese führen mitten durch die Städte von Marysville, Sacramento und Stockton. Das bedeutet oft bis zu 6 Fahrspuren und etliche Ein- und Ausfahrten. Mitunter staut oder stockt auch der Verkehr. Wie gut haben wir Zeit und lassen uns von anderen nicht Drängen. Für uns etwas ungewohnt und verrückt, gibt es auch in Amerika, mit einem Mal eine Kreuzung, einen Bahnübergang oder ein Lichtsignal auf autobahnähnlichen Strassen mit Geschwindigkeiten bis 65 Meilen pro Stunde (105 km/h). Nur gut fahren wir nicht jeden Tag durch grosse Städte und Agglomerationen. Nach Sacramento halten wir bei einer Truck Werkstatt in der Stadt Straton. Diese soll gemäss Webseite auch Fuso Fahrzeuge reparieren. Wir fragen an, ob sie uns wegen des defekten Freilauflagers an der linken Vorderachse weiterhelfen können. Können könnten sie schon, wie wir erfahren, bloss dürfen sie nicht. Was in Kanada gerade noch ging, geht in Amerika nicht mehr – warum auch immer. Nur gut, konnte Roger das technische Problem mit der Geräuschentwicklung provisorisch einstellen. Ersatzteile gibt es auch im Internet und vielleicht gehen mexikanische Werkstätten entspannter an Reparaturen heran. Nach anspruchsvollen 229 Kilometern mit einer Fahrzeit von 6½ Stunden übernachten wir auf dem Truck Stop des Flying J Travel Center in Ripon, zwischen Stockton und Modesto.

Typisch California, Plantagen

Typisch California, Palmen
Typisch California, Palmen
Plantagenfelder
Plantagenfelder
Vegetation, verändert sich
Vegetation, verändert sich

Yosemit National Park

 Nach einer unruhigen Nacht an einer verkehrsreichen Strecke fahren wir am Dienstag 7. Oktober wieder in die Berge. Der Highway 120 führt uns in die Sierra Nevada zum Yosemit Nationalpark. Im flachen Tal fahren wir zunächst wieder an riesigen Obstplantagen vorbei. Dann folgen in den sanften Hügeln weite Flächen Grasland und im Vorgebirge zunehmend savannenartige Trockenwiesen mit Bäumen. Nach dem Don Pedro Lake beim Ort Moccasin schlängelt sich die «Big Oak Flat Road» stetig den Berg hinauf. Die Laubbäume verdichten sich zum Wald und gehen allmählich zu Misch- und Nadelwäldern über. Auf einer Anhöhe mit Blick auf einen Bergsee halten wir für die Mittagspause. Danach halten wir noch einmal am «Rainbow Pool», einem kleinen Wasserfall mit Wasserbecken und geniessen den freien Eintritt (dank Shutdown). Am späten Nachmittag erreichen wir einen Höhenzug (1’200 m ü.M) vor dem Nationalpark und suchen einen Übernachtungsplatz im Yosemit National Forest. Nach einigem hin und her finden wir einen ruhigen Platz mit funktionierender Internetverbindung und Sonne, hinter einer Lagerhalle im Wald, an der Forstrasse «Sawmill Mountain Road». Hier entspannen wir uns nach 162 Tageskilometern für zwei Tage und Nächte bevor wir am Donnerstag durch den Nationalpark fahren.

Wir befinden uns mitten in der Sierra Nevada (span. Schneebedeckte Bergkette). Das Gebirge bildet die südliche Fortsetzung der Kaskadenkette. Mit einer Länge von 680 Kilometer, einer Breite von 80 bis 130 Kilometer und einer Höhe bis zu 4’421 Metern (Mount Whitney) gilt die Sierra Nevada als längster und höchster Gebirgszug der USA. Das Gebirge steigt vom Westen her sanft an, während es im Osten mit einem der steilsten Felsabbrüche der Welt zum grossen Becken abfällt. Mehrere Vegetationsstufen von mediterran trocken mit Hartlaubhölzern (Chaparral), über Mischwälder mit Eichen, gefolgt von Bergwäldern mit Fichten und Kiefern, bis zu den subalpinen und alpinen Zonen in den höheren Lagen finden sich hier. Für uns etwas ungewohnt stossen wir hier immer wieder auf angekohlte versengte Bäume oder ganze Wälder die wie schwarze Zündhölzer in den Himmel ragen. Waldbrände sind hier ein immer häufiger auftretendes weit verbreitetes Phänomen, welches der Fauna und Flora immer mehr zu schaffen machen. Selbst den Mammutbäumen, welche mit gelegentlichem Feuer umgehen und leben können, wird es allmählich zu viel. Der Klimawandel ist im Staat Kalifornien, anders wie in der Mehrheit der USA, durchaus ein Thema.

Es ist Donnerstagmorgen und wir fahren weiter den Berg hinauf und in den Yosemit Nationalpark. Wow – Was für ein erhabener Anblick. Wir erblicken die rund 600 Meter tiefer gelegene Talsohle des Yosemit Valley, umgeben vom steilen durch Gletscher geformten plutonischen Granitfelsen. Viele grosse Wasserfälle stürzen hier über die Klippen ins fruchtbare Tal. Eine kurvenreiche Bergstrasse führt uns hinunter ins Tal (ca. 1200 m ü.M). Seit über 7000 Jahren lebten hier Menschen, wie die «Ahwahneechee» in Harmonie mit der Natur. Mit einsetzen des Goldrausches in Kalifornien ab dem Jahr 1848, wurden viele von ihnen jedoch versklavt, verjagt oder getötet. Heute ist das Tal massen touristisch voll erschlossen, wie wir sehen. Der Besucherstrom ist so gross, dass man in der Hochsaison im Sommer nur mit einer Reservation Einlass bekommt. Jetzt, im Spätherbst, können wir trotz der vielen Leute doch einige Sehenswürdigkeiten wie die Yosemit und die Briailveil Wasserfälle, die Wälder und Wiesen im Tal, Den Tuolumne Grove, den Glacier Point und den Half Domes bestaunen. Wir finden auch einen schönen Parkplatz im Zentrum wo wir ganz gemütlich in unserem Wohnmobil zu Mittag essen und ein Nickerchen tätigen können. Über die Wawona Road fahren wir, nach 153 Kilometern unter den Rädern, am Abend beim Südeingang aus dem Park heraus. Gleich danach finden wir, wie einige andere Camper auch, bei Goat Meadow einen grossen Parkplatz mitten im Wald zum Übernachten für zwei Nächten.

Am Samstag den 11. Oktober besuchen wir nochmals den Nationalpark. Nach dem Südeingang fahren wir auf den Parkplatz des Mariposa Grove. Von dort aus geht es zu Fuss über einen schönen Waldweg in einer Stunde zum eigentlichen Mammutbaumhain. Den wollen wir uns nicht entgehen lassen. Kiara darf leider nicht mit auf den Trail und bewacht das Wohnmobil. Wir spazieren nochmals etwa eine Stunde durch den Wald mit den riesigen Mammutbäumen oder «Giant Sequoias» und sind schwer beeindruckt. Es ist der grösste Hain in Kalifornien mit über 500 ausgewachsenen Riesenmammutbäumen. Er wurde bereits 1864 durch Abraham Lincoln per Gesetz geschützt. Zurück zum Parkplatz fahren wir mit dem Shuttlebus. Von da aus reisen wir mit unserem Wiwomo weiter via Highway 41 durch die wechselnde Vegetation ins Tal des Central Valley. In Madera finden wir nach 104 Kilometern auf dem Pilot Traveler Center einen Übernachtungsplatz für die nächsten Tage. Hier ist es einigermassen ruhig und das WiFi-Signal reicht aus um einige Recherchen und Abklärungen anzustellen. Im Restaurant «Denni’s» geniessen wir am Sonntagmorgen auch ein herzhaftes Frühstück. Wir müssen zwischendurch auch Einkaufen. Zudem haben wir uns aufgrund der lückenhaften Telefonnetze in den USA entschieden, eine Starlink Mini Anlage anzuschaffen. Bestellen konnten wir diese im Heimwerkerladen «Home Depot». Die Lieferung dauert allerdings bis zum 15. Oktober. Die letzte Nacht in Madera stehen wir auf dem Parkplatz des Home Depot, wo Roger gleich noch Material für den Bau eines Antennenmastes besorgen kann.

Yosemit Nationalpark, Mammutbäumen, Tuolumne Grove, Yosemite Yalley, Glacier Point, Mariposa Grove, Giant Sequoias

Yosemite National Park
Yosemite National Park
Haben keine Bären gesehen
Haben keine Bären gesehen
Tuolumne Grove
Tuolumne Grove
Mammutbäume Sequoia
Mammutbäume Sequoia
Nicht immer nur grün
Nicht immer nur grün
Ein Sequoia Mammutbaum
Ein Sequoia Mammutbaum
Turisten Attraktion, mit dem Auto durch den Baum fahren
Turisten Attraktion, mit dem Auto durch den Baum fahren
Heute nur noch zu Fuss möglich
Heute nur noch zu Fuss möglich
Weite geht es ins Yosemite Valley
Weite geht es ins Yosemite Valley
Yosemite Valley
Yosemite Valley
Yosemite Valley
Yosemite Valley
Wasserfall im Yosemite Valley
Wasserfall im Yosemite Valley
Willkommen beim Glacier Point
Willkommen beim Glacier Point
Half Dome 8,842 ft.
Half Dome 8,842 ft.
Der Half Dome 2.695 m
Der Half Dome 2.695 m
Die Mariposa Grove mit gigantischen Sequoias
Die Mariposa Grove mit gigantischen Sequoias
Präsident Abraham Lincoln stellt 1864 das Yosemite Valley, die Mariposa Grove unter Naturschutz.
Präsident Abraham Lincoln stellt 1864 das Yosemite Valley, die Mariposa Grove unter Naturschutz.
Das wunder der Sequoia
Das wunder der Sequoia
Gigantische Sequoias
Gigantische Sequoias
Gigantische Sequoia am Boden liegend
Gigantische Sequoia am Boden liegend
Gigantische Sequoias
Gigantische Sequoias

Kings Canyon und Sequoia Nationalpark

 Mittlerweile ist es Donnerstag der 16. Oktober. Das Regenwetter der letzten Tage weicht der Sonne. Wir wollen nochmals in die Sierra Nevada zum Kings Canyon und dem Sequoia Nationalpark. Über den Generals Highway 180 fahren wir langsam den Berg hinauf. Wiederum staunen wir über die sich stetig wechselnde Vegetation und noch mehr über den Schnee in den höheren Lagen ab 1’800 Meter. Beim «Big Stump Grove», einem Hain aus abgeholzten riesigen Baumstümpfen, halten wir an. Kiara wälzt sich natürlich vor Freude im frischen Schnee. Die Wanderung zum grossen Baumstumpf brechen wir jedoch ab. Der Weg ist mit Schnee, Eis und umgestürzten Bäumen zu beschwerlich. Nicht weit entfernt halten wir erneut beim Kings Canyon Visiter Center im Feriendorf «Grant Grove Village», welches allerdings wegen des anhaltenden «Shutdown» geschlossen ist. Dafür besuchen wir den eindrucksvollen Grant Grove. Hier bestaunen wir auf einem kleinen Rundweg die riesigen Mammutbäume wie den «General Grant Tree» oder laufen durch den Baumstumpf des «Fallen Monarch». Zum Übernachten haben wir, nach 136 Tageskilometern, ausserhalb des Nationalparks, an einer kleinen Forststrasse einen ruhigen einsamen Platz auf rund 2’100 Metern entdeckt. Das ist kein Problem für unseren Allrad-Fuso mit der gut gedämmten Kabine.

Weiter in das Tal des Kings Cayon wollen wir am nächsten Morgen nicht fahren und setzen unsere Reise in den Sequoia Nationalpark fort. Eine spektakuläre Fahrt über eine kurvenreiche Bergstrasse (Generals Highway 180) auf über 2’000 Metern, durch leicht verschneite Nadelwälder mit riesigen Sequoias erwartet uns. Dabei kommen wir an atemberaubenden Aussichtspunkten mit Blick auf die Berge und Täler vorbei. Wir halten an Baumhainen an und schiessen das eine oder andere Foto. Den General Sherman Tree bestaunen wir zu Fuss auf einem kleinen Rundweg. Eine Mittagspause legen wir beim geschlossenen Giant Forest Museum ein. Am späteren Nachmittag führt uns die Reise auf dem Generals Highway durch den Nationalpark in südlicher Richtung hinunter ins Tal des Kaweah River. Dabei durchfahren wir zunächst die dichten Nadelwälder und zwängen uns auch einmal zwischen zwei grossen Sequoias hindurch. Danach folgt ein spektakulärer Blick ins Tal mit einer sehr kurvenreichen engen Strasse und einigen Spitzkehren. Die Vegetation am Südhang wird zunehmend trockener und die Temperaturen steigen bald auf sommerliche 25 Grad an. Nach einer abenteuerlichen steilen Fahrt hinunter ins Tal, erreichen wir unseren nächsten Übernachtungsort. Auf dem Parkplatz der katholischen Kirche in Three Rivers finden wir nach 94 Kilometern einen ruhigen sicheren Stellplatz.

Es ist Samstag der 18. Oktober. Auf dem Parkplatz bei der Kirche können wir das Wochenende nicht verweilen. Also fahren wir rund 187 Kilometer aus dem Seitental heraus, vorbei am schönen Lake Kaweah ins grosse Längstal des Central Valley. In südlicher Richtung vorbei an schier endlosen Obstplantagen und Reben erreichen wir die Stadt Bakersfield. Die Stadt beherbergt über 400’000 Einwohner, wobei über 55% hispanischer Abstammung sind. Kein Wunder also, spricht man hier auch spanisch. Bedingt durch die guten Erfahrungen in Madera, stellen wir uns für ein verlängertes Wochenende auf den grossen Parkplatz des «Home Depot» an der Gosford Road in Bakersfield. Hier ist es relativ ruhig, es gibt es ein gutes WiFi-Signal und zudem finden sich Einkaufmöglichkeiten und Fastfood-Restaurants in der näheren Umgebung. Roger kann hier die Elektrik für das neue Starlink vorbereiten und Pläne für den Antennenmast entwerfen. Sabine richtet derweilen ein Konto und ein Abo ein und kann so das neue Starlink schon einmal testen. Neu gibt es bei Starlink ein 7-tägiges kostenfreies Testabo. Dies war der erste Teil unserer Reise durch Kalifornien, der zweite folgt.

Kings Canyon, Big Stump Grove, frischen Schnee, Grant Grove, General Grant Tree, Sherman Tree, Giant Forest Museum, zwei grossen Sequoias hindurch, katholischen Kirche in Three Rivers

Kings Canyon Park
Kings Canyon Park
Sequoia und Kings Canyon Nationalpark
Sequoia und Kings Canyon Nationalpark
Plötzlich stehen wir im Schnee, Kiara freut es
Plötzlich stehen wir im Schnee, Kiara freut es
Der grosse Stumpf
Der grosse Stumpf
Ein Gigant von Sequoia
Ein Gigant von Sequoia
Sequoias im Schnee
Sequoias im Schnee
Sequoia mit schöner Krone
Sequoia mit schöner Krone
Winterstiefel, Pulli, Winterjacke und ab gehts
Winterstiefel, Pulli, Winterjacke und ab gehts
Eine Sequoia durchschreiten
Eine Sequoia durchschreiten
Der Sherman Baum
Der Sherman Baum
Der generelle Sherman Baum
Der generelle Sherman Baum
Der Sherman Baum
Der Sherman Baum
Was für ein Gigant
Was für ein Gigant
Wie klein der Mensch doch ist
Wie klein der Mensch doch ist
Schöne Erinnerung
Schöne Erinnerung
Übernachtungsplatz
Übernachtungsplatz
Bei der katholischen Kirche
Bei der katholischen Kirche
Wieder im Tal mit Plantagen
Wieder im Tal mit Plantagen
Kalifornien im Nebel
Kalifornien im Nebel

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