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Canada Day 1. Juli 2025

01.10_Canada – 10. Etappe – Provinz Alberta

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Alberta

Erster Halt in Medicine Hat

Am Dienstag 24. Juni 2025, nachmittags um 15 Uhr, überqueren wir auf dem Transcanada Highway Nr. 1 die Provinzgrenze zu Alberta. Benannt ist die westlichste Prärie-Provinz Kanadas nach Louise Caroline Alberta, Duchess of Argyll, der vierten Tochter von Königin Victoria. Die Hauptstadt ist Edmonton (ca. 1 Mio. Einwohner), die grösste Stadt Calgary (ca 1.3 Mio. Einwohner). Ganz unbemerkt haben wir wieder eine Zeitzone, die Mountain Time, überfahren. Da hier in Alberta aber die Sommerzeit gilt, müssen wir unsere Uhren nicht umstellen. Für die, die es genau wissen wollen, bleibt es bei einer Zeitverschiebung von UTC -6h während in Mitteleuropa mit UTC +2h zu rechnen ist (UTC = koordinierte Weltzeit). Somit sind wir hier in Alberta Zeit mässig 8 Stunden vor Zürich oder Bern. Diese Zeitrechnerei als Weltreisender ist aber auch verflixt kompliziert. Einige Provinzen haben sogar mehrere Zeitzonen wie wir schon erfahren haben. Wer hier in Kanada einen Termin vereinbart, schreibt darum nebst der Uhrzeit besser auch die Zeitzone dazu, um Missverständnissen vorzubeugen.

Wir wollen aber keine der Grossstädte besuchen und fahren zunächst zur 60 Kilometer entfernten Stadt Medicine Hat (ca. 63’000 Einwohner) im Flusstal des South Saskatchewan River. Sie ist eine der sonnigsten Städte in ganz Kanada mit sehr trockenem, kontinentalem Klima. Der Name der Stadt leitet sich vom Hut des Medizinmannes mit der Adlerfeder, wie sie die Blackfoot Indianer getragen haben, ab. Beim Bau der Eisenbahn wurde hier ein riesiges Erdgasvorkommen entdeckt. Noch heute wird ein Teil der Stadtbeleuchtung mit Gas betrieben. Erdgas, Erdöl und Kohle sind denn auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor dieser Industriestadt. Touristisch ist die Stadt weniger interessant. Nach dem Grosseinkauf im «Real Canadian Superstore» suchen wir unseren Übernachtungsplatz beim Truckstop «Flying J Travel Center» auf. Etwas laut ist es hier schon, in der Stadt, mit viel Strassenverkehr und der Eisenbahn gleich nebenan. Aber wir haben ein gutes freies Wifi-Signal und können im Internet recherchieren, die Route planen und die Homepage bearbeiten. Die vielen Erdhörnchen in der Wiese stört es auch nicht bzw. sie haben sich daran gewöhnt. 

Alberta, Medicine Hat

Provinz Alberta
Provinz Alberta
In Kanada ist vieles erlaubt
In Kanada ist vieles erlaubt

Ein Wochenende in Coalhurst

Was wir mit Hilfe des Internet erledigen wollten, haben wir getan. Nach drei Tagen und Nächten auf dem Truck Stop in der Stadt fahren wir rund 180 Kilometer westwärts. Der Crowsnest Highway Nr. 3 führt uns vorbei an Getreide-, Raps-, Kartoffel- und anderen Feldern und immer mehr auch an grossen Rinderfarmen. In der Ferne erblicken wir ersten Gipfel der Rocky Mountains, welche noch rund 100 Kilometer entfernt sind. Auf dem Coalhurst Miners Memorial Campground finden wir Platz für die nächsten drei Tage, dem letzten Juni Wochenende, vom 27. – 30. Juni. Wie der Name schon verrät, wurde in der blühenden Kleinstadt Coalhurst früher Kohle im Bergbau gefördert. Im Jahr 1934 ereignete sich aber ein schweres Grubenunglück (Explosion) bei dem 16 Menschen starben. Das Bergwerk wurde darauf geschlossen und die Leute wanderten zusehends ab und hinterliessen beinahe eine Geisterstadt. Dann, in den 1970er Jahren, erwachte das Interesse an der Gegend wieder. Die Menschen suchten einen ruhigen Ort zum Leben, weit ab von der Grossstadt, aber dennoch nahe genug und mit guter Verkehrsanbindung. Heute zählt die ländliche Gemeinde, mit allen Vorzügen und einer sehr guten Bäckerei, etwa 3’000 Einwohner.

25 kanadische Doller pro Tag kostet der schön angelegte Stellplatz, mit Ver- und Entsorgung, Dusche und Toiletten. Das ist für kanadische Verhältnisse nicht viel. Nach dem befüllen der Wassertanks, beginnt Sabine sogleich mit dem Wäsche waschen. Ja, auch das muss sein auf unserer Reise. Gleich fünfmal durchläuft unsere kleine Waschmaschine ihr Programm. Das trocknen der Wäsche übernimmt die Sonne und der starke Wind. Fein riecht die Wäsche und sauber wird sie auch. Dann bekommt Roger die Gelegenheit eine warme Dusche zu geniessen. Dies bleibt leider Sabine einen Tag später nicht vergönnt. Wir haben Nachbarn bekommen die die Einrichtungen wohl über Gebühr strapaziert haben. Die Toiletten laufen über, sind defekt und es läuft kein warmes Wasser mehr in der Dusche. Es gibt keinen Strom auf den Stellplätzen was uns nicht stört. Was macht nun der Kanadier, wenn er keinen Stromanschluss hat? Er schaltet seinen Stromgenerator ein, eine Tag und Nacht lärmende, stinkende, Benzin betriebene Maschine – das stört uns dann doch, vor allem in der Nacht. Das ruhige Wochenende im idyllischen Ort verlief demzufolge doch nicht so erholsam wie erhofft.

Rinderfarmen, Gipfel der Rocky Mountains

Na so was, Rinder auf der Strasse
Na so was, Rinder auf der Strasse
Die Rocky Mountain, imposant
Die Rocky Mountain, imposant
Hübsch, oder?
Hübsch, oder?

Canada Day in Fort MacLeod

Nur 40 Kilometer weiter westwärts liegt die kleine, überschaubare Stadt MacLeod am Oldman River (ca. 3’200 Einwohner). Der Ort wurde 1884 gegründet, als hier die damalige North West Mounted Police, unter Leitung des Lieutenant-Colonel und Commissioner James Farquharson MacLeod, ihren ersten Aussenposten im Westen errichtete. Noch heute gibt es im hübschen Städtchen einen sehr authentischen Fort-Nachbau mit Museum und touristischen Attraktionen. Mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz wuchs die Stadt bis ins Jahr 1912 sehr schnell an. Dann stagnierte jedoch der Zuwachs. Viele Gebäude blieben über Jahrzehnte unverändert, wodurch sich etwa die Mainstreet mit ihren Fassaden und Läden heute noch in einer schönen, vergangenen Zeit präsentiert. Mit dem Verfassungsgesetz von 1867 verwalteten sich die britischen Kolonien (Quebec, Ontario, New Brunswick und Nova Scotia) auf dem amerikanischen Kontinent selbst, als sogenanntes Dominion of Canada. 1879 wurde der 1. Juli offiziell zum Feiertag erklärt. Der Name des Feiertages, der «Domion Day», hielt sich lange Zeit war aber auch umstritten und wurde erst im Jahre 1982 zu «Canada Day» umbenannt. Staatsoberhaupt, ist immer noch der König, zurzeit King Charles III. Darin spiegelt sich wohl auch die Tradition und Verbundenheit mit dem britischen Commonwealth. Andererseits spürt man, gerade durch Ereignisse in jüngster Zeit, auch ein zunehmendes Bewusstsein der eigenen Nation.

Der Besuch der festlichen Aktivitäten, am «Canada Day» ist denn auch der Grund unseres Aufenthalts von Montag bis Mittwoch, hier in Mcleod. Zuerst gönnen wir uns am Montag im Ort einen Kaffee mit Donuts im Tim Hortons. Auf der anderen Seite des Flusses, gleich nach der alten Stahl-Bogenbrücke mit der hölzernen Fahrbahn, finden wir einen ruhigen freien Stellplatz für unser Wiwomo. Ein grosser «Off Lesh Park» und eine Wilderness Park laden zum Spazieren mit dem Hund ein. Am Dienstag bewacht Kiara unser Wohnmobil, während Roger und Sabine am Morgen in einer halben Stunde das Stadtzentrum erreichen. Der Lions Club offeriert in der Curlinghalle ein Pancake Frühstück. Hier kommen die beiden (Sabine redet und Roger hört zu) mit den einheimischen ins Gespräch. Danach geht es weiter zum Fort-Museum, wo bereits Kanonenschüsse zu hören sind. Ganz penibel wird den vielen Zuschauern die Handhabung der alten Kanonen erklärt. Sehenswert ist auch die Reitvorführung der berittenen Truppe in Uniform. Daneben gibt es die Gebäude und Ausstellung zu bewundern. Für den Gaumen liegen Fleisch und Würstchen auf den Grill und etwas zu trinken gibt es auch dazu; Natürlich Alkoholfrei, wir sind schliesslich in Kanada. Der Abend verläuft dann sehr ruhig und entspannt, ohne Feuerwerk und Böller, es besteht immer noch sehr grosse Waldbrandgefahr. Für uns war der Tag ein eindrückliches Erlebnis – ein Nationalfeiertag einmal anders.

Städtchen MacLeod, Mainstreet, 1. Juli - Feiertag Canada Day

Stahl-Bogenbrücke mit der hölzernen Fahrbahn
Stahl-Bogenbrücke mit der hölzernen Fahrbahn
Städtchen MacLeod, die Hauptstrasse
Städtchen MacLeod, die Hauptstrasse
Canada Day, einstieg Frühstück mit Pancake und Würstchen
Canada Day, einstieg Frühstück mit Pancake und Würstchen
Fort MacLeod am Canada Day
Fort MacLeod am Canada Day
Historische Haupt - Strasse
Historische Haupt - Strasse
Der Eingang vom Fort MacLeod
Der Eingang vom Fort MacLeod
Canada Day, offizielle Eröffnung
Canada Day, offizielle Eröffnung
Standesgemässe Eröffnung
Standesgemässe Eröffnung
Mit Kanonenschüssen
Mit Kanonenschüssen
Wachturm mit Wächter
Wachturm mit Wächter
Das Fort MacLeod von oben
Das Fort MacLeod von oben
Kontrollgang im Fort MacLeod
Kontrollgang im Fort MacLeod
Vorführung berittener Polizei
Vorführung berittener Polizei
Vorführung berittener Polizei
Vorführung berittener Polizei
Canada Day 1. Juli 2025
Canada Day 1. Juli 2025

Kopfsprung mit Büffelmaske

Es ist Mittwochvormittag der 2. Juli, als wir nach kurzer Fahrt von 30 Minuten im Museum «Head-Smashed-In Buffalo Jump», was etwa mit Kopfsprung mit Büffelmaske übersetzt werden kann, ankommen. Bereits auf dem Parkplatz hören wir die Trommeln und den Gesang der Indianer. Auf einem Hügel steht ein einsames Tipi. Da müssen wir hinauf und erreichen den Eingang des modernen Museums. Das architektonische Meisterwerk ist über mehrere Etagen in den Felsen gebaut. Archäologische Ausgrabungen belegen die über 5’000 Jahre alte Präsenz der Menschen an diesem Ort. Über 20 Millionen gefundene Bisonknochen und 100’000 Speerspitzen beweisen die Nutzung dieses Ortes mit einer natürlichen Klippe zur Jagd. Wie die Bisons über die Klippe getrieben wurden verrät uns eindrücklich ein Film. In weiteren Ausstellungsobjekten wird uns auch die Lebensweise, sowie die Nahrungsverarbeitung und -lagerung der Menschen jener Zeit erklärt. Exponate von Tieren und der essbaren Pflanzenwelt wird uns ebenso gezeigt. Wer waren diese Menschen? Es sind vier Stämme der Ni’tsiitapikoaiksi, was soviel wie «Wahres Volk» bedeutet und bei uns als Blackfoot- oder Schwarzfuss-Indianer ein Begriff ist. Das einst nomadische Volk von Jägern und Sammlern in der Prärie Nordamerikas hatte sich auf die Bisonjagd spezialisiert und lebte im «Ausgleich» mit den Naturgewalten. Sie hatten ihre eigene Spirituelle Welt, bei der die Sterne und insbesondere die Plejaden ein entscheidende Bedeutung, etwa zum Jagdbeginn bekamen.

Doch nicht Genug der Eindrücke. Die Blackfoots erlauben diesen Sommer von Juli bis August jeweils am Mittwoch einen Einblick in ihre Kultur. Vor dem Museum ist ein Platz zur Bühne gestaltet wo sie ihre Tänze und kunstvollen Kostüme unter Trommeln und Gesängen zur Show präsentieren. Einige traditionellen Tänze konnten bewahrt werden andere mussten neu erschaffen werden. Ein Speeker erklärt uns in sympathischer Weise die Geschichte der Tänze und stellt die Darsteller sowie einige Eigenheiten zu ihnen vor. Zum Schluss tanzen wir mit den Indianern in einem Rundtanz, Hand in Hand, zu Trommeln und Gesang, rund um das Maskotchen «Barklay». Diese wirklich sehenswerte und interessante Vorführung sehen sich nicht nur wir, sondern weitere Leute aus Nah (Kanada, USA) und Fern (Europa, Asien) an. Wie authentisch die Tänze sind, können sicher die vielen indigenen Zuschauer bestätigen. Am Abend fahren wir durch die hügelige Landschaft des Vorgebirges der Rocky Mountains, denen wir nun immer näher kommen. Die Gravel-Road (Kiesstrasse) führt uns, vorbei an Rinderfarmen und dem Piikani-Reservat, nach 32 Kilometern zunächst in westlicher und dann in südlicher Richtung wieder zum Oldman River. Hier finden wir einen ruhigen Platz am Fluss, wo wir unser Wiwomo zwischen den Bäumen abstellen können. Wow – was für ein beeindruckender Tag.

Head-Smashed-In Buffalo Jump, Blackfoots, Gravel-Road (Kiesstrasse)

Die Blackfoot Indianer
Die Blackfoot Indianer
Die Blackfoot Indianer
Die Blackfoot Indianer
Head-Smashed-In Buffalo Jump, Kopfsprung der Büffelherde
Head-Smashed-In Buffalo Jump, Kopfsprung der Büffelherde
Vorführung indigene Tradition
Vorführung indigene Tradition
Der 85-jährige „Häuptling“ eröffnet die Vorführung
Der 85-jährige „Häuptling“ eröffnet die Vorführung
Traditioneller Tanz
Traditioneller Tanz
Bunt, reich verzierte Kostüme
Bunt, reich verzierte Kostüme
Tanz mit Reifen
Tanz mit Reifen
Einzigartige Federschmuck
Einzigartige Federschmuck
Alle Mitwirkenden der Vorführung
Alle Mitwirkenden der Vorführung
Die Prärie, was für ein herrlicher Blick
Die Prärie, was für ein herrlicher Blick
Auf der Gravel Road, Kiesstrasse fahren wir weiter
Auf der Gravel Road, Kiesstrasse fahren wir weiter

In die Berge zum Crowsnest Pass

Nach zwei beschaulichen, ruhigen Tagen und Nächten am Oldman River, zieht es uns am Freitag weiter. Wir fahren westwärts auf dem Highway Nr. 3 in die Berge. Dieser Highway ist die südlichste der drei Hauptverbindungen durch die Rocky Mountains an die Pazifik Küste. Die nördlichste Route der Yellowhead Highway Nr. 16 führt durch Edmonton. Die mittlere, meist befahrenste und bekannteste Route, Der Transcanada Highway Nr. 1, führt durch Calgary und weiter nach Banff (Nationalpark). Wir hoffen auf der Südroute auf weniger Verkehr und bessere Stellplätze. Erstaunlich und faszinierend zugleich, präsentiert sich uns der Übergang von der flachen Grasland-Prärie zu den hohen Bergen der Rocky Mountains. Nach rund 70 Kilometern erreichen wir auf einer Höhe von 1’356 Metern den Crowsnest Pass (Krähennest Pass), an der Grenze zu Britisch Columbia. Den First Nation, etwa den in der Umgebung lebenden Cree-Indianern, war der Pass schon lange bekannt. Für die weissen Entdecker und Siedler war der Pass aber lange verborgen und vor 1860 auch auf keiner Karte verzeichnet. Mit den entdeckten, reichen Kohlevorkommen in den Bergen wurde im Jahr 1898 eine Zweigstrecke der Canadian Pacific Railway über den Pass gebaut. Später folgten dann eine Strasse und eine Ölpipeline.

Gleich im Anschluss an den Crowsnest Lake liegt der kleine Emerald Lake. Etwas versteckt, über eine alte Strasse, gelangen wir zum kleinen Parkplatz abseits des Highways. Hier verbringen wir unser erstes Wochenende mitten in den Rocky Mountains. Und ja, es ist ein schönes Gefühl, hier die Tage und Nächte zu verbringen. Einheimische Nutzen den Parkplatz gerne zum Angeln im See oder für das Klettern am Felsen. Am Samstag besucht gleich eine Gruppe Kinder mit einem typischen gelben Schulbus den Ort für eine Kletterinstruktion. In der Nacht stehen wir meist in Ruhe und Abgeschiedenheit. Sabine geniesst die Landschaft, mit den Blumen, dem See und den Bergen, mit ihrer Kamera. Roger und Kiara erkunden derweilen die Umgebung und erklimmen die Höhen. Ein erhabenes Heimatgefühl kommt hier in den Bergen auf und so erklingt schon mal ein «Juz» oder ein kurzer Jodel. Nach dem wunderschönen Wochenende in den Bergen fahren wir am Montag den 7. Juli weiter in die Provinz British Columbia. Doch davon mehr in einer eigenen Rubrik. Wir machen einen Zeitsprung und überqueren rund 230 Kilometer in nordnordwestlicher Luftlinie am 16. Juli den Kicking Horse Pass (1’627 m) auf dem Trans Canada Highway Nr. 1 in Richtung Lake Louise.

1'356 Meter,Crowsnest Pass (Krähennest Pass), Emerald Lake

1'356 m ü. M., den Crowsnest Pass (Krähennest Pass), Emerald Lake
1'356 m ü.M. Crowsnest Pass (Krähennest Pass)
Rocky Mountain Sheep (Schaffe), keine gesichtet
Rocky Mountain Sheep (Schaffe), keine gesichtet
Bergwelt der Rocky Mountain
Bergwelt der Rocky Mountain
Emerald Lake
Emerald Lake
Übernachtungsplatz
Übernachtungsplatz
Emerald Lake
Emerald Lake

Durch den Banff Nationalpark

Es ist Mittwochmittag, sonniges Wetter, wir verlassen den Yoho Nationalpark in Britsh Colombia und fahren in den grossen Banff Nationalpark in der Provinz Alberta (6’641 km²). Er wurde 1885 als erster Nationalpark in Kanada gegründet. Nach 10 Kilometern erreichen wir den kleinen Ferienort Lake Louise auf 1’600 Metern mit rund 1’000 Einwohnern. Im Winter fährt man hier Ski oder Snowboard oder schaut sich die Weltcup-Skirennen an. Im Sommer ist der Ort Ausgangspunkt für viele Wanderungen in die Berge, für Touren zur Beobachtung von Wildtieren oder au 9’000 Besucher täglich den Ort besuchen. Highlights des Massentourismus sind die beiden Seen, der Lake Louise mit dem türkisblauen Wasser und der Moraine Lake mit der Gletscherzunge. Japananer, Inder und viele andere Touristen wollen die Seen bestaunen und ein «Selfi» nach Hause mitnehmen. Der Spass, eine Shuttle fahrt zu den beiden Seen inklusive Grossandrang und Frühbuchung, kostet etwa 80 kanadische Dollar pro Person. Das ist uns zu viel, Bergseen und Gletscher können wir noch an anderen Orten, mit weniger Menschen, bewundern. Stattdessen verwöhnen wir unseren Magen mit einer Pizza und Kaffee aus einer Bäckerei in der Samson Mal und schauen dem emsigen Treiben der vielen Menschen zu.

Es ist bereits Nachmittag und wir fahren weiter zur nächsten, grösseren Feriendestination, zur Stadt Banff. Hier halten wir heute nur kurz um uns zu Orientieren, denn den Ort wollen wir uns morgen ausgiebiger betrachten. Für heute haben wir uns nämlich einen besonderen Leckerbissen im Nachbarort Canmore ausgesucht. Das Feinkostgeschäft «Valbella Gormet Foods» tönt doch irgendwie schweizerisch oder? Walter und Leoni von Rotz aus der Schweiz haben sich hier im Jahr 1978 einen Metzgereibetrieb aufgebaut. Im zugehörigen Laden kaufen wir nicht nur gutes Fleisch und richtige Servelats, sondern auch original Aromat, «richtigen» Käse, Appenzeller Biberli, Kägi-Guetzli und Rivella ein. Das ist nicht ganz billig, aber gutes hat seinen Preis. Zum Übernachten fahren wir noch weiter aus dem Tal in Richtung Calgary zum Stoney Nakoda Resort & Casino. Das tönt wiederum nach First Nation. Richtig, wir befinden uns auf dem Stammesgebiet der Stoney am Bow River. Früher mochten sie wohl jeden Eindringling in ihr Territorium erbittert bekämpfen, doch heute gewähren sie uns einen Platz zum Schlafen.

Vom Casino aus führt unsere Reise am Donnerstag wieder zurück ins Tal durch den Banff Nationalpark. Es hat bis in den Morgen hinein geregnet, die Berge sind in Grau gehüllt und uns zeigt sich ein neues mystisches Bild. Wir nehmen uns die Zeit und fahren zeitig in den Ort Banff um noch einen Parkplatz zu bekommen. Die Kleinstadt mit rund 8’300 Einwohnern besuchen in der Hochsaison geschätzt etwa 23’000 Tagesgäste. Der reine Touristenort erhielt seinen Namen im Jahr 1884 durch Lord Stephen (ehemaliger Direktor der Canadian Pacific Railway) bzw. nach seiner schottischen Geburtsstadt Banff. Weltberühmt und Foto-bekannt ist das, einem schottischen Schloss nachempfundene, Banff Springs Hotel. Die Stadt bietet aber noch viele weitere Sehenswürdigkeiten wie etwa die Heissen Quellen (Caves and Basin), das Park Museum oder eine Forschungsstation für kosmische Strahlung. Dazu kommen noch viele sportliche oder kulturelle Veranstaltungen und Angebote für Gross und Klein. Wir begnügen uns aber mit einem typischen Touristenbummel durch Downtown, ihre Souvenierläden und Restaurants, dem Besuch des Museums und einem Spaziergang durch den Kaskadengarten zum Fluss. Die hübsche Touristenstadt Banff muss man einmal gesehen haben und sei es nur um die Massen an Touristen zu.

Lake Louise, Banff , Feinkostgeschäft «Valbella Gormet Foods»

Lake Louise
Lake Louise
Lake Louise
Da hinten oben ist er der Lake Louise
Willkommen Banff
Willkommen Banff
Ein Hotel am Anderen
Ein Hotel am Anderen
Banff, es hat ein wenig Touristen
Banff, es hat ein wenig Touristen
"little wild" - aha, wir besitzen eine Kaffeestube
"little wild" - aha, wir besitzen eine Kaffeestube
Feinkostgeschäft Valbella Gormet Foods
Feinkostgeschäft Valbella Gormet Foods
Valbella nicht in Graubünden, sondern in Kanada, Britisch Columbien
Valbella nicht in Graubünden, sondern in Kanada, Britisch Columbien
Unsere erfolgreiche Ausbeute
Unsere erfolgreiche Ausbeute

Jasper nach dem Brand von 2024

Nach einer ruhigen Nacht auf dem Overflow-Parkplatz vor Lake Louis zieht es uns am Freitag weiter, raus aus dem Massentourismus, in nordwestlicher Richtung, höher in die Berge. Wir verlassen den Highway 1 und fahren auf den Icefields Parkway Nr. 93, entlang des Bow River. Der anfängliche Nebel lichtet sich bald und die Sicht wird frei auf die schneebedeckten, wolkenverhangenen Berggipfel. Ein atemberaubendes Panorama tut sich uns hier auf mit Gletschern, Bergseen, Wasserfällen und weiten Flusstälern – und das beinahe ohne Massentourismus. Immer wieder halten wir an und bestaunen die Landschaft oder machen einen kurzen Spaziergang. Bald haben wir den Jasper Nationalpark erreicht, den Sunwapta Pass (2’030 m) erklommen und sind am Columbia Icefield angekommen. Der meistbesuchte Gletscher Nordamerikas ist von der Strasse aus gut zu sehen. Und hier sind sie wieder die Massen an Touristen, wie sie den Gletscher bestaunen und erwandern. Wir fahren weiter durch die unbeschreibliche Landschaft zu den Sunwapta Falls, wo wir den rund 1 stündigen Marsch durch den grünen Nadelwald bis zur Einmündung in den La Biche River unter die Füsse nehmen. Beeindruckend welche Gewalt und Kraft in den Wassermassen stecken. Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel den Ort Jasper, wo wir im Wapiti Campground, zwischen Fluss und Parkway, ein verlängertes Wochenende (4 Nächte) vom 18. – 22. Juli verbringen. Unser kleiner RV-Stellplatz (RV steht für Recreational Vehicle und ist ein Sammelbegriff für alle Arten von Wohhnmobilen, Campingfahrzeugen oder Freizeitfahrzeugen) liegt praktischer Weise gleich neben Dusche und Toilette sowie Zugriff auf Feuerholz und Sitzbank.

Im Sommer 2024 hat ein Waldbrand ca. 30’000 Hektaren Land und rund ein Drittel des Ortes Jasper zerstört. Aussergewöhnliche Trockenheit und darauf folgende heftige Gewitter mit mehreren Blitzeinschlägen haben dazu geführt. Die Schäden an Natur und Kultur sind heute noch sichtbar und werden auch in Jahrzehnten noch zu sehen sein. Viele der nahezu 5’000 Einwohner wohnen heute noch in provisorischen Wohncontainern. Der Ort und seine Infrastruktur sind im laufenden Wiederaufbau. Die meisten touristische Einrichtungen sind bereits wieder in Betrieb. Einige Häuser, Ressorts und Einrichtungen blieben vom Brand verschont. Der Ort lebt vom Tourismus und freut sich über die Gäste die trotz der Widrigkeiten hierher kommen. Für uns und andere ist der Anblick der verkohlten Baumstämme, wie sie in der Landschaft stehen, erschreckend und erstaunlich zugleich. Die Natur holt sich ihren Lebensraum zurück. Mose und Flechten haben den Brand oft überlebt, das Gras grünt und Blumen entfalten bereits ihre Pracht. Eine ganze Herde Hirschkühe mit ihren Jungtieren hat sich im spriessenden Gras gleich neben dem Campground für mehrere Tage niedergelassen. Auch Bären auf der Suche nach Beeren, die hier zu finden sind, wurden bereits wieder gesichtet. Es ist schon beeindruckend und interessant zu sehen, wie sich die Natur nach und nach erholt. Jasper war zuvor sicherlich ein wunderschöner Ort und er wird es wohl auch in Zukunft wieder werden, aber mit einer Erfahrung reicher. Ein beruhigender Gedanke in die Zukunft, wie wird es hier in 20 Jahren aussehen, den wir mit dem verlassen der Provinz Alberta mitnehmen.

Columbia Icefield, Wapiti Campground, Jasper nach dem Brand von 2024

Columbia Icefield Gletscher
Columbia Icefield Gletscher
Der Athabasca Gletscher
Der Athabasca Gletscher
Willkommen in Jasper
Willkommen in Jasper
Stadt Jasper
Stadt Jasper
Sogar eine eigene Bierbrauerei in Jasper
Sogar eine eigene Bierbrauerei in Jasper
Da sitzt man gemütlich beim Bier und wer kommt vorbei? Die berittene Polizei in roter Uniform (wird nur bei offiziellen Anläsen getragen)
Da sitzt man gemütlich beim Bier und wer kommt vorbei? Die berittene Polizei in roter Uniform (wird nur bei offiziellen Anläsen getragen)
Wapiti Campground in Jasper
Wapiti Campground in Jasper
Der Spazierweg vom Campground nach Jasper
Der Spazierweg vom Campground nach Jasper
Die Notunterkünfte für Einheimische, die ihr Zuhause beim Brand verloren haben
Die Notunterkünfte für Einheimische, die ihr Zuhause beim Brand verloren haben
Waldbrand Juli 2024 in Jasper
Waldbrand Juli 2024 in Jasper
Irgendwie spannend das der Baum innen nicht verbrannt ist
Irgendwie spannend das der Baum innen nicht verbrannt ist
Der Wiederaufbau in Jasper
Der Wiederaufbau in Jasper

Weitere Sehenswürdigkeiten

Die beiden grossen Städte Edmonton und Calgary haben wir grossräumig umfahren. Wären die Waldbrände im Norden nicht gewesen, wären wir auf der Nordroute auf dem Yellowhead Highway Nr. 16 gefahren. Dann wären wir an Edmonton vorbei gekommen. In der Hauptstadt von Alberta leben etwas über 1 Mio. Einwohner. Viele Museen, etwa das Freilichtmuseum Fort Edmonton Park oder Royal Alberta Museum zeugen von der Kultur der Vergangenheit und der Neuzeit. Modernes Grosstadtfeeling erlebt man zum Beispiel im Einkaufszentrum der West Edmonton Mall oder den vielen Vergnügungsparks. Calgary mit rund 1,5 Mio. Einwohnern ist das Zentrum der kanadischen Ölindustrie. Die Stadt pflegt aber auch seine Western-Kultur etwa beim jährlichen Stampede im Juli. Die ursprüngliche 10-tägige Landwirtschaftsausstellung hat sich inzwischen zu einem riesigen Volksfestival mit Rodeo, Shows und Musik entwickelt. Wer weniger Lärm und Trubel sucht, fährt aufs Land zwischen den beiden Städten, dort wo man spuren von Dinosauriern begegnen kann. In Drumheller steht das Royal Tyrrell Museum mit einer der weltweit grössten Sammlung von Dinosaurierskeletten. Die nicht nur flachen Badlands bieten aber noch weitere versteckte Sehenswürdigkeiten die es zu entdecken gäbe, wie etwa tiefe Canyons, kleine verschlafene oder verlassene Städte und viel Landschaft sowie das Leben und die Kultur auf dem Lande.

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